Hollabrunn

Kührer: Ex-Freund 2 Stunden lang befragt

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Der Prozess um den Mord an Julia Kührer neigt sich dem Ende zu.

Zwei Stunden hat die Befragung von Julia Kührers Ex-Freund am Donnerstagnachmittag in Anspruch genommen. Er sei nicht der "ganz normale" Zeuge, machte Richter Helmut Neumar die Bedeutung seiner Befragung deutlich. Der 25-Jährige war immerhin ab Herbst 2005 mit der 16-Jährigen zusammen gewesen. An der Suche nach ihrem Verschwinden - unmittelbar nach der Trennung - beteiligte er sich nicht. Er habe das nicht ernst genommen, weil sie schon öfter weggelaufen sei, meinte er leise.

Beziehung

Kennengelernt hatte der junge Mann die Schülerin ein Jahr zuvor, als er Jugendleiter in einem Jugendkeller war. Er habe die Beziehung mit ihr sehr genossen, wurde aus einer früheren Aussage zitiert. Julia Kührer sei eher verschlossen gewesen und hatte Stimmungsschwankungen, war aber nie unnatürlich aufgeputscht (Thema "Crystal" Meth, Anm.) sagte er am Donnerstag vor Gericht. Cannabis habe sie selbst probieren wollen aus Neugier, "zugedröhnt" sei sie aber sehr selten gewesen. Dazu wurde eine ältere Aussage verlesen, wonach ihm die junge Frau einmal gesagt hatte, "in drei Jahren bin ich drogensüchtig oder tot."

Den Videothekbesitzer lernte der damals 17-Jährige bald nach Eröffnung des Geschäfts im Sommer 2005 kennen. Auch in dessen Haus in Dietmannsdorf war er vier, fünf Mal, einmal hätten sie zusammen einen Joint geraucht - in der Videothek habe es keinen Suchtgiftkonsum gegeben. Michael K. habe ihm im Herbst 2005 angeboten, auf seinem Grundstück Hanf anzubauen und wollte ihm sogar einen Schlüssel geben, was er dann aber doch nicht tat. Rund drei Wochen lang habe er dort eine Pflanze gepflegt.

Eifersucht

Am Wochenende vor Julias Verschwinden war der damals 18-Jährige mit seiner Klasse zu Projekttagen in Prag, als es zu einer Auseinandersetzung mit Julia via SMS kam. Grund war ihre Eifersucht. Am Montag dann zurück im Weinviertel machte er telefonisch endgültig Schluss. Es war ein plötzliches Ende, vorher habe es keine Streitereien gegeben. Tags darauf blieb er von der Schule daheim, weil es ihm "nicht gut ging". An den genauen Tagesablauf konnte er sich nicht mehr erinnern. Am Abend rief Julias Mutter ihn auf der Suche nach ihrer Tochter an.

Tiefer "Schmäh"
Der "Schmäh" des Videothekbesitzers Frauen gegenüber sei eher "tief" gewesen, räumte der Zeuge auf Richterfrage ein. K. habe einmal Interesse an Julia gezeigt und ihn auf Sex anspielend gefragt "kann sie es eh?" Der Richter verlas frühere Aussagen des Angeklagten, die dieser als Zeuge nach dem Verschwinden der Schülerin gemacht hatte und dabei ihren Ex-Freund nicht gut erscheinen ließ: Dieser habe Julia Kührer schlecht behandelt, ihr einmal eine schallende Ohrfeige gegeben und ähnliches.

Verteidiger Farid Rifaat verwies darauf, dass das Handy des Zeugen am Nachmittag des 27. Juni - nachdem Julia Kührer am Hauptplatz von Pulkau zuletzt gesehen worden war - in Pulkau eingeloggt war und unmittelbar darauf in seinem Heimatort - dazwischen befinde sich Dietmannsdorf. Auf die Frage, ob der Zeuge dort gewesen sein könnte, meinte dieser: "Möglich", vielleicht beim Heurigen, bei K. definitiv nicht.

Käufer der blauen Decke nicht zu ermitteln
Zuvor berichtete ein Beamter der Exekutive schließlich von den umfangreichen Erhebungen, um die Herkunft jener blauen Decke, in der die Leiche eingewickelt gewesen war, zu eruieren. 278 Stück der Marke "Orion" hatte die Firma Borbo in den Jahren 2004/05 an 23 Firmen in Österreich geliefert. In den meistern Fällen konnten die Käufer nicht eruiert werden. Man konzentrierte sich auf Geschäfte in der Region, aber auch hier waren bis auf wenige Ausnahmen die Käufer nicht mehr zu ermitteln. Anwalt Farid Rifaat zufolge hatte das Hilfswerk Pulkau eine Decke erworben.

Ihr sei "komisch" vorgekommen, dass Michael K. bei der freiwilligen Nachschau in seinem Wohnhaus immer zwischen drinnen und draußen hin- und hergependelt ist, sagte eine Kriminalbeamtin. "Wenn mir jemand das Haus umdreht, dann bleib' ich dabei", meinte sie im Zeugenstand. Sie hatte u.a. die vorhandenen Kleidungsstücke durchgesehen.

In der Befragung weiterer junger Frauen aus dem damaligen schulischen Umfeld in Horn ging es Richter Helmut Neumar darum, die Glaubwürdigkeit jener Zeugin zu ergründen, die K. belastet hatte, Julia, mit der sie ziemlich vertraut gewesen sei, die gefährliche Designerdroge "Crystal Meth" verkauft zu haben. Ihre damaligen Schulfreundinnen äußerten sich heute eher neutral in die Richtung, sie sei ein "offener Mensch". In früheren Aussagen hatte es geheißen, die Handelsschülerin würde oft Wirklichkeit mit Fantasie verwechseln. Aus dem Freundeskreis Julia Kührers hatten die meisten angegeben, sie nicht zu kennen.

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