Stolzer Vater

"Mein Fünflings-Wunder!"

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Ahmet Dür spricht über den stressigen Alltag mit fünf Babies.

36 Mal Windeln wechseln, zweieinhalb Packungen Babynahrung, bis zu acht Fläschchen pro Kind und nur noch ein paar Stunden Schlaf: Für Ahmet Dür (30) und seine Gattin Tugba (26) ist jeder Tag wie eine 24-Stunden-Betreuung auf der Geburtenstation.

ÖSTERREICH besuchte die Fünflinge



Seit 23. Mai (also 9 Wochen nach der Geburt) sind ihre im Wiener AKH geborenen Fünflinge Feyza (sie war die Erste), Beyza, Saliha, Fatma und Meryem bei ihnen zu Hause. Ein kleines Wunder. Denn es gab bis jetzt weltweit nur 100 Familien (!) mit Fünflingen. „Eigentlich schreit immer eines der Babys, aber sie sind gesund, das ist das Wichtigste“, sagt Ahmet im Interview zu ÖSTERREICH.

Die niederösterreichische Gemeinde Auersthal, letzte Woche: Über eine kleine Treppe gelangt man ins Obergeschoss von Ahmets Elternhaus – hier wohnt die Jungfamilie seit Kurzem auf knapp 150 Quadratmetern. Am Boden liegen schmuckvolle Teppiche, die Räume sind aber leer. Keine Küche, wenige Möbel, keine Türen. „Das kommt alles noch, wir warten jeden Tag darauf“, so Ahmet. Vom einen Ende der Wohnung sind die Babys zu hören – in einem rosa ausgemalten Raum haben die Dürs den Fünflingen ein Paradies erschaffen.

Die fünf Gitterbetten, alle mit Schaukelfunktion und technischen Geräten zur Überprüfung von Atem und Herz, stehen L-förmig gestaffelt im Raum. Feyza schläft, die anderen rekeln sich in ihren Polstern oder haben Hunger. „Wir werden ihnen bald Fläschchen geben müssen“, sagt Mama Tugba. Auch die Schwestern und die Großeltern sind da. Die Großfamilie hat alle Hände voll zu tun.

Ahmet nimmt Fatma auf den Arm: „Man kämpft sich durch. Meine Gattin und ich wechseln uns beim Schlafen ab.“

Daneben ein weißer Kasten: Hier türmen sich Windeln, Feuchttücher, Schnuller und Medikamente. Sie sind Frühchen, kamen in der 30. Woche zur Welt.

Finanzielle Unterstützung auf das Familienkonto der Familie Dür: Raika Auers­thal, BLZ: 32.039, Konto-Nr.: 17.657
 

Vater Ahmet im ÖSTERREICH-Interview


ÖSTERREICH: Herr Dür, Ihre fünf Mädchen sind drei Monate alt: Können Sie schon wickeln?

Ahmet Dür: Ja sicher, ich kann wickeln. Aber meine Gattin lässt mich das ungern machen. Sie sagt, ich habe kein Gefühl dafür. Ich helfe anders und gebe den Kindern öfters die Flasche. Wir ziehen die Kleinen auch gemeinsam an.

ÖSTERREICH: Kommen Sie überhaupt zum Schlafen?

Dür: (Lacht) Ich habe natürlich weniger Schlaf als früher, aber es geht. Untertags ist es so, dass eines der Mädchen immer schreit. In der Nacht müssen wir alle drei Stunden aufstehen. Wir machen 24-Stunden-Betreuung.

ÖSTERREICH: Wie schafft man die Herausforderung?

Dür: Ich wechsle mich mit meiner Gattin beim Schlafen ab. Nach der Arbeit bin ich für die Kinder da, sie kann sich ausruhen. Das Wichtigste ist, dass die ganze Familie da ist. Auch Oma und Opa stehen in der Nacht auf, wenn es nötig ist. Ich hoffe, dass die Babys ab dem 6. Monat dann durchschlafen – so lange ist das nicht mehr.

ÖSTERREICH: Wie geht es den Babys gesundheitlich?
Dür: Sie sind sehr stabil. Wir haben sie seit vier Wochen bei uns. Als Frühgeburten bekommen sie Medikamente und werden überwacht. Aber alles ist in Ordnung.

ÖSTERREICH: Wie viel Kosten entstehen Ihnen?
Dür: Wir geben sicher pro Monat 1.500 Euro für Windeln und Babynahrung aus. Die Kleinen bekommen alle drei bis vier Stunden Fläschchen, das sind etwa 8 pro Tag. Jedes Kind braucht 7 Windeln am Tag, also 1 Packung Pampers pro Tag. Für die Medikamente kommen pro Monat 400 Euro dazu.

ÖSTERREICH: Sie arbeiten als Busfahrer. Wie geht sich das finanziell aus?
Dür: Man kämpft sich durch. Ich mache Überstunden, um mehr zu verdienen. Trotz Kindergeld ist es schwierig. Mein Ziel ist ein Familienkonto, auf das ich bei Engpässen zurückgreifen kann. Jetzt brauchen die Kinder noch wenig zum Anziehen, das wird aber immer mehr und teurer werden.

ÖSTERREICH: Ganz ehrlich, hätten Sie nicht auch gerne einen Buben bekommen?
Dür: Das kann man sich ja nicht aussuchen. Am wichtigsten ist die Gesundheit der Babys. Ich habe selbst einen behinderten Bruder. Es ist eine große Ehre, dass wir Fünflinge bekommen haben dürfen. Es gibt auf der Welt gerade einmal hundert Familien, die so ein großes Glück haben.

ÖSTERREICH: Wie reagiert die Umgebung?
Dür: Sehr positiv. Wir haben fast jeden Tag jemanden zu Besuch. Die Nachbarn kommen Babyschauen und helfen beim Wickeln mit. Wenn ich mit meiner Frau und den Kleinen Spaziergänge draußen mache, grüßen uns alle. Erich Hofer, der Herr Bürgermeister, war schon viermal bei uns. Landeshauptmann Erwin Pröll hat uns im Krankenhaus besucht. In Wien haben mir Fahrgäste im Bus gratuliert.

ÖSTERREICH: Wie haben Sie die Namen für die fünf Mädchen ausgewählt?
Dür: Jeder in der Familie, auch die Großeltern, hat Vorschläge gemacht. Wir haben abgestimmt. Alle Mädchen haben denselben zweiten Vornamen: „Nur“ – das heißt so viel wie „Heiliges Licht“. Jeder Vorname hat auch eine besondere Bedeutung – von Feyza („Sehr sauber“) bis Meryem („Heilige Mutter Maria“). Oft sagen wir nur Nummer 1 oder Nummer 3, das ist einfacher.

ÖSTERREICH: Haben Sie genug Zeit für Ihre älteste Tochter? Sie ist 6 Jahre alt.
Dür: Es ist echt schwierig. Manchmal kommt Asye mit einem Malbuch und will mit uns zeichnen, aber meine Gattin und ich müssen die Kinder wickeln. Sie geht oft traurig zurück in ihr Zimmer. Erst von einer Woche waren wir im Kinderpark, das hat ihr sehr gefallen.

ÖSTERREICH: Gibt es nach 6 Mädchen noch einen Kinderwunsch bei Ihnen?
Dür: Die Großeltern würden schon noch Enkelkinder wollen. Aber jetzt ist es einmal genug.

Jochen Prüller, Ida Metzger

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