Tödlicher Streit

Messerstecher stellt sich bei Staatsanwalt

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Ein Streit in einem Wiener Lokal endete wieder blutig. Ein 33-Jähriger starb an den Folgen mehrerer Stichwunden. Jetzt stellte sich der Täter.

Lange musste man nicht nach dem 60-Jährigen suchen, der in der Nacht auf Dienstag in einem Kaffeehaus in der Linzer Straße in Wien-Penzing einen 33 Jahre alten Lokalbesucher niedergestochen hatte. Der Verdächtige erschien wenige Stunden nach der Bluttat bei der Staatsanwaltschaft, klopfte beim Journalstaatsanwalt an und berichtete, als er eingelassen wurde:

"Ich hab' gestern wen erstochen. Ich möchte mich gerne stellen."

"So etwas ist bei uns noch nie vorgekommen. Das ist einzigartig", zeigte sich Gerhard Jarosch, der Sprecher der Anklagebehörde verblüfft. Der Mann habe einen ruhigen und gefassten Eindruck gemacht, als er sich um 9.00 Uhr dem diensthabenden Staatsanwalt anvertraute.

U-Haft
In dessen Zimmer wartete der 60-Jährige dann das Eintreffen der Polizei ab, die ihn zwecks ausführlicher Einvernahme abführte. Nach dem Ende der Befragung wird über den Frühpensionisten die U-Haft verhängt - eine solche ist bei vorsätzlichen Tötungsdelikten obligatorisch.

Motiv: Eifersucht?
Zwischen dem 60-Jährigen und dem 33-Jährigen war es gegen 4.00 Uhr in der Früh zu einem heftigen Streit gekommen, wobei Alkohol eine nicht unwesentliche Rolle spielte, wie Oberst Michael Mimra vom Wiener Landeskriminalamt erklärte: "Der Jüngere hat mit der Kellnerin getanzt. Das hat dem Älteren offensichtlich missfallen." Nach einem verbalen Disput habe der einschlägig vorbestrafte Gewalttäter zu einem Messer gegriffen, seinem Kontrahenten mehrere Stiche in die Brust und den Bauch versetzt und das Lokal verlassen.

Die Kellnerin bemerkte, dass der 33-Jährige stark blutete. Obwohl sie Hilfe rief, konnte der Notarzt das Leben des Mannes nicht mehr retten. "Unsere Ermittlungen laufen in Richtung Mord. Was letztlich rauskommt, hängt von den weiteren Erhebungen ab", sagte Mimra. Dass sich der 60-Jährige freiwillig stellte, führte der Oberst auf den "erhöhten Fahndungsdruck" zurück: "Wir haben sehr rasch gewusst, wer der Verdächtige ist. Da ist er nervös geworden und zum Staatsanwalt gegangen."

Foto: Prüller/TZ ÖSTERREICH

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