Wieder Hoffnung

Neuer Zeuge sagt: "Julia Kührer lebt!"

Teilen

Seit Dienstag gibt es wieder Hoffnung, dass die vermisste Schülerin nicht Opfer einer Gewalttat wurde. Die Kripo setzt auf einen neuen Zeugen.

Dienstag um 14 Uhr wurde im Bundeskriminalamt am Wiener Josef-Holaubek-Platz ein Zeuge einvernommen, der den „Cold Case“ Julia Kührer jetzt wieder anheizt. Wie berichtet, ist die damals 16-jährige Schülerin am 27. Juni 2006 aus ihrem Heimatort Pulkau (NÖ) verschwunden. Seither fehlt von dem Mädchen jede Spur.

Anfang des Jahres hat die Polizei eine Soko mit drei Spitzenfahndern eingerichtet, um Österreichs größten Vermisstenfall nach Natascha Kampusch endlich zu lösen. Problem der Ermittler: Sie wissen nicht, ob sie einen Mörder oder eine pubertäre Ausreißerin jagen – oder vielleicht besser von einem tödlichen Unfall bei einer Drogenparty mit versteckter Leiche ausgehen sollen.

Der neue Zeuge kann helfen. Denn er sagt: „Julia Kührer lebt.“ Zumindest habe er sie zwei Jahre nach ihrem Verschwinden in Pulkau „hundertprozentig in Wien gesehen“: „Ich bin mir deshalb so sicher, weil sie oft auf meinen Hund Charly aufgepasst hat und wir viel geplaudert haben.“

Oli K. ist 42, klein gewachsen, die langen Haare hat er zu einem Zopf gebunden. Seit Jahren ist der Wiener im Drogenmilieu daheim. Polizisten sind für ihn nicht unbedingt Freunde und Helfer. Deshalb zögerte er wochenlang, aus freien Stücken zur Exekutive zu gehen. Aber am Freitag bestätigt er auch im ÖSTERREICH-Gespräch, was er diese Woche in der Kripo-Zentrale zu Protokoll gab.

„Ich wusste ja nicht, dass sie gesucht wird“
„Im März und April 2008 hat sich ein Teil der Szene am Handelskai getroffen“, erzählt Oli K.: „Mein Mischling Charly – halb Spaniel, halb Golden Retriever – steht bei Mädchen oft im Mittelpunkt. Und Julia Kührer hatte einen Narren an ihm gefressen. Sie hat immer mit ihm gespielt und manchmal auch auf ihn aufgepasst. Natürlich habe ich nicht gewusst, dass sie gesucht wird. Denn ich lese in Zeitungen nur den Sport. Und auf einmal war Julia dann auch wieder weg.“

Heuer im Mai kam aber selbst Oli K. nicht um Kührer-Schlagzeilen herum. Denn da hatte die Soko in einem ersten Schlag drei Verdächtige verhaftet. Die falschen zwar, aber Julias Bild dominierte tagelang die Titelseiten. Oli K.: „Ich habe sie sofort erkannt, wollte aber erst nichts sagen. Bekannte haben mich dann doch zur Aussage gedrängt, weil man in so einem Fall ja helfen sollte.“

Soko-Leiter Kurt Linzer nimmt den überraschenden Zeugen ernst, zumal sich Hinweise aus der Drogenszene häufen. Seine drei Ermittler sind nicht mehr orientierungslos.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.