Hochwasser-Stuf Rot

Österreich versinkt im Regen

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Rund 200 Liter/Quadratmeter bis Montag. Flut-Alarm: Donau steigt weiter.

Höchste Warnstufe in Vorarlberg, Angst vor Überflutung der Donau: Der nasseste Mai seit 1965 endete mit Kälte, Starkregen und Überschwemmungen. Vier Tage Dauerregen, bis zu 200 Liter pro Quadratmeter bis Montag, Überflutungen und die Angst vor Hochwasser. Statt am meteorologischem Sommerbeginn die Sonne im Freibad zu genießen, säuft am Wochenende wegen eines Tiefs das ganze Land ab.

Niederösterreich: Donau über dem Alarmpegel
„Das große Sorgenkind ist die Donau“, sagt Franz Resperger, Feuerwehr-Kommandant von NÖ. „Der Alarmpegel von 5,51 Metern bei Korneuburg ist erreicht. Von Samstag auf Sonntag soll es viel regnen, dann wird es gefährlich.“ Bis zu 5,85 Meter werden prognostiziert, das entspricht einem einjährigen Ereignis. Schon am Freitag waren 4.500 Feuerwehrleute in Alarmbereitschaft. In Amstetten stellten 300 Mann Sandsäcke auf, um Wohnsiedlungen zu schützen. Kleinere Bäche gingen über, Ybbs und Erlauf stiegen extrem an. Resperger: „Weißenkirchen, Spitz und Kritzendorf sind am meisten gefährdet.“ Die Konzerte der beiden Festivals in Zwentendorf und St. Pölten mussten nach innen verlegt werden.

Vorarlberg: Warnstufe Rot wegen Starkregens
Am schlimmsten ist bisher Vorarlberg betroffen. Am meisten regnete es im Rheintal, am Bodensee und im Bregenzerwald. In Egg (Bregenzerwald) ereignete sich wegen des Starkregens ein Erdrutsch. Die Bergrettung flog Erkundungsflüge und suchte nach möglichen Verschütteten. In drei Tagen soll es so viel regnen wie normalerweise in einem Monat.

Oberösterreich: Erste Schutzdämme errichtet

Dutzende Feuerwehrleute pumpten Freitag Keller aus. Bad Ischl meldete 62 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden. In Waldhausen (Bezirk Perg) rutschte ein ganzer Hang ab. Entlang der Donau wurde der Hochwasser-Schutzdamm bereits aufgebaut.

Salzburg: Überflutete Keller und viel Schnee
Im Flachgau war die Feuerwehr im Dauereinsatz, es gab erste Überflutungen. Im Gebirge herrschen teils tiefwinterliche Bedingungen.

Steiermark: Schnee beim Rennen ‚Erzberg-Rodeo‘
Der Motorrad-Klassiker musste Freitag wegen Schnee unterbrochen werden. Heute gibt es nur einen Durchgang.

Mai-Bilanz: Zu wenig Sonne, zu viel Regen

Dieser Mai hat den Titel „Wonnemonat“ nun wirklich nicht verdient – die meteorologische Monatsbilanz:

  • Nass: So viel Niederschlag wie im letzten Monat hat es seit 1965 nicht mehr gegeben. Die Experten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik wissen: Österreichweit fiel in diesem Mai fast doppelt so viel Regen wie im langjährigen Mittel. Im Bregenzerwald werden bis zu 380 Millimeter pro Quadratmeter zusammenkommen. In Wien gab es ein Plus von 100 Prozent, in Oberösterreich eines von 95 %!
  • Trüb: Auch wenn es einige Sommertage gab: Im Vergleich waren es viel zu wenig. Um 22 % weniger haben wir die Sonne in diesem Mai zu Gesicht bekommen. In Teilen Vorarlbergs und Tirols gab es sogar ein Minus von 35 %! Auf den Bergen ein Minus von bis zu 50 Prozent.
  • Kühl: Und so war es in diesem Mai auch um 0,8 Grad kühler als üblich. Absoluter Tiefpunkt am Berg: minus 15,7 Grad am Brunnenkogel (3.400 Meter). In Mariazell gab es sogar am 24. Mai gerade einmal null Grad.
  • Ausreißer: Einzig positiv: Am 19. Mai war Waidhofen an der Ybbs mit 29,1 Grad der wärmste Ort Österreichs! (mud)

Verlierer im Mai: Nur 24 Gäste im Freibad

Zehn Grad, Dauerregen, kein Sommer in Sicht: Saisonbetriebe wie Bäder und Schanigärten klagen über gewaltige Umsatzeinbußen.

„Es ist nichts los, mit so einem schwachen Mai haben wir nicht gerechnet“, klagt Josef Weiss, Chef des Wiener Stadionbads. Freitag, 14 Uhr: strömender Regen, Kälte und gähnende Leere im Stadionbad. „Wir haben heute nur 24 Badegäste, im Schnitt hatten wir im Mai weniger als 300 Gäste am Tag.“

Bäder: Schlechtester Saisonstart aller Zeiten

Zum Vergleich: An Spitzentagen im Sommer zählt Weiss 9.000 Badehungrige, im Schnitt über 5.000. „Wir haben 50 Prozent an Geld verloren, obwohl wir früher aufgesperrt haben.“

So wie ihm geht es allen Freibadbetreibern in Österreich. Der nasskalte Mai ließ die Besucher erst gar nicht kommen. In Salzburgs Bädern wird sogar der schlechteste Saisonstart aller Zeiten beklagt.

Auch die Gastronomie leidet extrem: Das Schweizerhaus muss draußen die Stühle hochklappen, die Gäste wollen drinnen sitzen. „Wie jeder Saisonbetrieb haben wir hohe Einbußen, es fehlt einfach das Geschäft aus dem Garten“, sagt Chef Karl Kolarik zu ÖSTERREICH.

Die Mai-Krise zieht sich durch ganz Österreich und alle Branchen. Wirte, Eisgeschäfte, Blumengeschäfte von Bregenz bis Wien jammern – ob sie das Minus im Sommer aufholen, ist mehr als ungewiss… (prj)


Michaela Reitterer von de rHotelvereinigung im Interview: "Weniger Besucher wegen Wetter..."

ÖSTERREICH: Wie wirkt sich dieses nasskalte Wetter im Frühjahr auf die Buchungslage aus?
Michaela Reitterer: Der April war sehr schlecht, auch weil ­Ostern so zeitig war. Im Mai ­haben wir Betriebe, die mehr Auslastung verzeichnen, aber auch welche, die nicht so gut ­gebucht sind. Da spielen aber mehrere Faktoren mit.

ÖSTERREICH: Was sind die Gründe für dieses Gefälle?
Michaela Reitterer: Natürlich spielt das schlechte Wetter mit. Es gab weniger spontane Gäste, die bleiben dann einfach aus. Vor allem in Wien spielt aber mit, dass wir sieben Prozent mehr Betten als noch im Vorjahr haben.
ÖSTERREICH: Ist das während des Sommers aufzuholen?
Michaela Reitterer: Eine genaue Prognose ist schwierig, weil viel kurzfristiger gebucht wird als früher. Wir hoffen aber darauf
 

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