Aufregung

Österreicher in gestohlener ISIS-Datei?

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Ein britischer Sender kam an die Daten von tausenden ISIS-Kämpfern.

Vom Geburtsdatum über die Blutgruppe bis hin zur Kampferfahrung: Der britische Sender Sky News hat nach eigenen Angaben geheime Daten von 22.000 mutmaßlichen Mitgliedern der Jihadistenmiliz ISIS zugespielt bekommen. Sie seien von einem enttäuschten ehemaligen Kämpfer gestohlen worden, teilte der Sender am Mittwoch mit. Laut ORF-Angaben soll es bei sechs Fällen einen Österreich-Bezug geben.

23 Fragen
Sky News zufolge handelt es sich bei den auf einem Speichermedium gesammelten Daten um Bögen mit 23 Fragen, die neue Kämpfer ausfüllen mussten, um vom ISIS aufgenommen zu werden. Enthalten sind darin neben Namen, Adressen und Telefonnummern auch Angaben zur Kampferfahrung, zum Verständnis der Scharia und zur Blutgruppe. Es soll sich um Daten von Kämpfern aus 51 Ländern handeln, darunter aus Großbritannien, den USA und Kanada.

Der Sprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck, wollte am Donnerstag aus ermittlungstechnischen Gründen keinen Kommentar dazu abgeben, ob sich auch die Namen von Österreichern auf der Jihadisten-Liste finden. Man stehe in dieser Sache aber auf europäischer Ebene in Kontakt mit anderen Behörden.

Sechs Fälle mit Österreich-Bezug
Der ORF berichtete in der ZIB 2 davon, dass es in sechs Fällen einen Österreich-Bezug geben solle. Laut der Tageszeitung "Der Standard" (Freitag-Ausgabe) soll in der Datei eine Person auftauchen, die mit dem Kampfnamen "Al-Namsi" (etwa "der Österreicher") geführt wird und als Bürge für deutsche Jihadisten fungiert haben soll.

Allerdings hegen internationale Experten Zweifel an der Echtheit der Daten. Sie verweisen vor allem auf sprachliche Unstimmigkeiten und Nachlässigkeit im Umgang mit Symbolen. Richard Barrett, ein ehemaliges ranghohes Mitglied des britischen Geheimdiensts MI6, sagte zu dem Datenleck, dieses wäre eine "absolute Goldmine an Informationen", sollte es echt sein.

Die britischen Behörden müssten nun genau schauen, inwiefern das Material im Kampf gegen den IS eingesetzt werden könne, sagte eine Sprecherin des britischen Premierministers David Cameron. "Wenn es so ist, würden wir das begrüßen." Sollten die Dokumente echt sein, dürften sie Geheimdiensten dabei helfen, Kämpfern auf die Spur zu kommen, die nach Syrien und in den Irak ausreisten.

Größeres Datenleck
Die deutschen Behörden halten die dem deutschen Bundeskriminalamt vorliegenden Papiere für echt. Dem "Guardian" zufolge dürfte es sich um dieselben Daten handeln, die dem britischen Sender Sky News zugespielt wurden. Der Rechercheverbund aus "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR hatte am Montag über Dokumente berichtet, die offenbar Teil eines größeren Datenlecks beim IS seien. Auch dabei handelt es sich demnach um 23 Fragen zur Person und der Erfahrung der Kämpfer.

Die Papiere würden die Sorgfältigkeit der Planung des IS als kriminelle Vereinigung zeigen, sagte der deutsche Innenminister Thomas De Maiziere am Donnerstag in Brüssel. Sie seien geeignet, den IS als "Mörder- und Terrororganisation" zu desavouieren. Die Papiere könnten auch zur Beweisführung vor Gericht herangezogen werden.

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