Kloster Pupping

Polizei ging "Leiche" ins Netz

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Der Selbstmord des Wieners Franz B. war nur Teil eines perfiden Plans, der Justiz zu entkommen. Jetzt wurde der Tote quicklebendig gefasst.

Fritz Wenigwieser vom Kloster Pupping bei Eferding ist der Schreck beim ÖSTERREICH-Gespräch anzuhören. „Ja“, gibt der Kaplan zu. „Der Mann ist im Oktober zu uns gekommen. Er hat sich für den Glauben interessiert, wollte aussteigen und hat bei uns als Gärtner gearbeitet. Am Mittwoch war die Polizei bei uns im Kloster und hat ihn als Verdächtigen mitgenommen. Wir wissen nicht, warum.“

Als der Ordensbruder die (Vor-)Geschichte von Franz B. – den die Franziskaner im guten Glauben aufgenommen hatten – hört, bleibt ihm der Atem endgültig weg. Denn, wie ÖSTERREICH erfuhr, hatte der 68-jährige Franz B. – der sich an seinen eigenen Töchtern vergangen haben soll – im Herbst von Anfang an den Plan, mithilfe seines vorgetäuschten Todes abzutauchen.

Von Fähre gesprungen
Am 25. September wartete auf Franz B. in Korneuburg der Prozess wegen Kindesmissbrauch. Doch genau einen Tag davor sprang der 68-Jährige vor den Augen Dutzender Zeugen von einer Fähre bei Zadar. Obwohl keine Leiche gefunden wurde, schloss die kroatische Polizei den Akt als „Suizid“.

Doch der Wiener war mitnichten ertrunken. Wie die heimischen Ermittler jetzt – da sie den Mann leibhaftig gefunden hatten – rekonstruierten, hatte sich Franz B. ein Motorboot in die Meeresenge zwischen Zadar und Preko bestellt, dessen Besatzung ihn nach dem Todessprung aus dem Wasser fischte.

„Über-Bingo“ bei DNA-Abgleich
Heil an Land, verbrachte der „Tote“ zunächst einen Monat in Kroatien. Danach reiste er nach Oberösterreich, um im Shalom-Kloster Pupping als Obdachloser Aufnahme zu finden. Anfangs gab er den Schweigsamen, danach erzählte der Gärtner, dass die Mafia hinter ihm her wäre. Im Ort wurde er unvorsichtig und gab zu viel Geld aus. Nach einer Zechtour wurde die Polizei erstmals aufmerksam auf den Sonderling. Personalien hatte er keine. Aber Fingerabdrücke und DNA, die in der Datenbank des Bundeskriminalamtes abgeglichen wurden. Da machte es dann „Über-Bingo“. Sprich: Es gab eine Übereinstimmung. Die Identität war gelüftet. Franz B. wurde festgenommen.

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