Lebensbeichte

Priklopil wollte Kampusch heiraten

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Vor seinem Tod legte der Entführer von Kampusch vor seinem besten Freund eine "Lebensbeichte" ab. Nun wird Ernst H. der Prozess gemacht.

Wolfgang Priklopil wollte sein Entführungsopfer Natascha Kampusch offenbar heiraten. Das geht zumindest aus dem Vernehmungsprotokoll vom November 2009 mit Priklopils Freund Ernst H. hervor, aus dem das Wochenmagazin "News" berichtet. Ernst H. steht am 30. August vor Gericht, ihm wird Begünstigung vorgeworfen. Kampusch habe Priklopil demnach entführt, weil er nie eine Freundin hatte.

Heiratspläne
Nach Kampuschs Flucht aus achteinhalbjähriger Gefangenschaft hatte Priklopil am 23. August 2006 seinen Bekannten Ernst H. getroffen und in dessen Auto eine Art "Lebensbeichte" abgelegt. Details davon dürfte der nun Angeklagte den Ermittlern im November 2009 erzählt haben. Demnach sei Priklopil angeblich bereits daran gewesen, falsche Papiere für Kampusch zu besorgen. Er habe sie zu einer tschechischen Immigrantin machen wollen, die in der Wohnung einer betagten Verwandten in Untermiete gemeldet worden wäre. Wenn Kampusch einige Zeit in Österreich unter einer falschen Identität registriert gewesen wäre, "hätte er sie ganz offiziell heiraten wollen", so das Magazin unter Berufung auf die Protokolle.

Immer unglücklich mit krummer Nase
Auch zu den Motiven des Kidnappers machte Ernst H. offenbar ziemlich detaillierte Angaben: "Wolfi (Priklopil, Anm.) hat mir berichtet, dass er schon von Jugend an sehr unglücklich gewesen ist, weil er es niemals schaffte, eine Frau dazu zu bringen, sich in ihn zu verlieben." Priklopil habe im Laufe der Zeit seine krumme Nase als Ursache dafür ausgemacht. 1987 soll er demnach darüber nachgedacht haben, zu einem Schönheitschirurgen zu gehen.

"Nach Abwägen der Für und Wider ist Wolfi schlussendlich zu der Ansicht gelangt, dass es aus Kostengründen und der 'Wahrscheinlichkeitsberechnung entsprechend' - denn selbst die schönste Nase hätte ihm ja keine Garantie gebracht, eine Partnerin zu kriegen - vermutlich besser wäre, diese Ausgaben in den Bau eines Bunkers zu investieren. Und ein 'weibliches Wesen' zu entführen, mit dem er seine erste ernsthafte Beziehung eingehen wollte", zitiert "News" aus dem Vernehmungsprotokoll von Ernst H..

Kidnapper nannte Natascha "Bibi"
Das Opfer habe "unberührt" sein müssen, darum sei die Wahl auf ein Kind gefallen. Natascha Kampuschs Typ habe Priklopil extrem gefallen, "weil er dachte dass sie später einmal so ausschauen könnte, wie er sich seine Wunschgefährtin vorstellte", soll Ernst H. den Behörden gesagt haben. Der Entführer habe sein Opfer übrigens "Bibi" genannt.

Ernst H. will nichts davon geahnt haben, dass sich Priklopil kurz nach ihrem Treffen noch am Abend des Fluchttags von Natascha Kampusch das Leben nahm. Der Entführer sprang am Nordbahnhof vor einen fahrenden Zug.

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