Prozess wegen Mordversuchs

Zeugen im Fall Cretu fürchten um ihr Leben

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Feuer-Attentat auf die Prostituierte Flora M.: Die Zeugen haben Angst.

Jeder Mensch taugt zu etwas im Leben. Der 31-jährige rumänische Zuhälter Bogdan N., genannt Cretu (Schneckerl), etwa hat gute Ansätze zum rezeptfreien Brechmittel.

Ekel
Als der Muskelprotz Dienstag am Wiener Landesgericht von der Justizwache vorgeführt wird, ist seine Ausstrahlung in den Augen der Geschworenen (darunter sechs Frauen) abzulesen: Abscheu und Ekel bis zur Magenverstimmung. Widerlich auch die angelastete Straftat, die Staatsanwalt Michael Radasztics als Mordversuch wertet:

Neuer Pate
Nach einer Gefängnisstrafe in Amsterdam wollte sich Cretu (Anwalt: Rudolf Mayer) in Wien als Pate rumänischer Straßenprostituierter etablieren und verlangte „Schutzgeld“. Flora M. (36) aber ließ sich nicht einschüchtern. Am 16. Mai 2010 bekam sie in der Disco „Fantastic“ die Folgen zu spüren.

Mit Benzin übergossen
Laut Anklage (es gilt die Unschuldsvermutung) befahl Cretu seinem Chauffeur Bogdan A. (Anwalt: Georg Morent), eine Flasche Benzin aus dem Auto zu holen und seinem Cousin Nicolae N. (Anwalt: Philipp Winkler), die Frau zu übergießen. Dann zündete er Flora M. mit einem Feuerzeug an. Sie überlebte – wird aber ihr Leben lang entstellt sein.

Angst
Beim Prozess (Vorsitz: Roland Weber) weiß Cretu von nichts. Dafür wissen die Verteidiger Mayer und Philipp, dass die Attacke nur als Denkzettel gedacht war: „Wer in diesem Milieu töten will, der tut es.“ Der Staatsanwalt weiß, dass Augenzeuginnen des Anschlags aus Angst vor Cretu nicht vor Gericht erscheinen. Und die Geschworenen wissen: Am Donnerstag müssen sie auf Körperverletzung (10 Jahre Haft) oder Mordversuch (20 Jahre) erkennen. Sie wirken nicht gefordert.

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