Ihr fehlte Liebe

Prozess: 18-Jährige Wienerin wollte IS-Kämpfer heiraten

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Das Mädchen sehnte sich nach zwei Selbstmordversuchen nach Zuwendung.

Eine 18-jährige Wienerin, die in Syrien einen IS-Kämpfer heiraten wollte, ist am Freitag im Straflandesgericht wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung zu sechs Monaten bedingt verurteilt worden.

"Das, was mir gefehlt hat, war Liebe", offenbarte die Angeklagte dem Schöffensenat. Gröbere familiäre Probleme, vor allem ihre Stiefmutter hätten ihr zu schaffen gemacht. Auch bei ihren Großeltern, zu denen sie schließlich übersiedelte, ging es ihr nicht gut. Nach zwei Selbstmordversuchen erhielt sie eines Tages von einem tschetschenischen Burschen, den sie in einem Park in Favoriten kennengelernt hatte, auf Facebook eine Freundschaftsanfrage.

Chat-Partner war IS-Kämper

Aus der bis dahin losen Bekanntschaft entwickelte sich rasch mehr. Dabei befand sich der Chat-Partner nicht mehr in Wien - der junge Mann namens Malik war nach Syrien gegangen und hatte sich dort der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) angeschlossen. Er schickte dem Mädchen Fotos und forderte die 18-Jährige auf, zu ihm zu kommen, um ihn zu heiraten.

Versprechungen
"Er hat gesagt, es gibt dort alles. Schminke, eine Wohnung", erzählte die Angeklagte. Der Kontakt zu dem IS-Kämpfer radikalisierte das Mädchen in kürzester Zeit. Plötzlich trug sie den Tschador, lehnte die westliche Welt ab und unterstützte die Ziele des IS: "Ich habe geglaubt, dass alles, was die da tun, richtig ist. Ich hab' darüber positiv gedacht, auch wenn's grausam ist."

Schließlich löste die 18-Jährige ihren Bausparvertrag auf und kaufte sich ein Flugticket Wien-Adana. Die türkische Millionenstadt liegt rund 200 Kilometer von Syrien entfernt. Malik hätte versprochen, sie dort mit dem Auto abzuholen und nach Syrien zu bringen: "Mein Ziel war, einen Mann zu haben, eine Familie zu gründen und nach der Scharia zu leben."

Polizei wurde rechtzeitig informiert
Eine Freundin bekam von diesen Plänen Wind und schaltete die Polizei ein. Diese nahm Kontakt mit dem Vater des Mädchens auf. Aus dem für den 11. September gebuchten Flug wurde nichts mehr. Die Angeklagte betonte in diesem Zusammenhang, sie hätte den Flug zuvor bereits ein Mal verschoben und das Ticket stornieren wollen: "Ich hab' mitbekommen, was mit den Frauen dort passiert. Sklaverei, Mehrehe." Das habe sie sich nicht antun wollen.
 

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