Salzburg

Publikum hielt ­Todeskrampf für großes Theater

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Der Schauspieler lag zuckend am Boden, doch es war alles echt und nichts gespielt.

Hochspannung diesen Montagabend in der ­ARGEkultur. Auf dem Programm stand die vierte Produktion des Young Directors Project (YDP) der Salzburger Festspiele. Die tschechische Theatertruppe Divadlo Reduta hatte den Filmklassiker Der diskrete Charme der Bourgeoisie von Luis Buñuel für die Bühne adaptiert.

Ekelstück
Prominenz im Publikum, hochkarätig die Jury (für die beste Produk­tion winkt der Montblanc Award): Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, Bestsellerautor Michael Köhlmeier und Galerist Thaddaeus Ropac. Das Stück selbst: hoher Ekelfaktor. Es wird in Sektgläser uriniert, „Kaviar“ aus dem Darm gepresst, eine Frau vergewaltigt und einer anderen ins Gesicht getreten.

Zuckend am Boden
Dann, 15 Minuten vor Schluss, der echte Schock: Schauspieler Jan Hájek, der einen Schuh verspeisen muss, bricht auf der Bühne zusammen.
Sein Körper zuckt, Hájek ringt nach Atem, bleibt am Boden liegen. Es wirkt wie ein Todeskampf. Das Publikum hält es für großes Theater. Doch nichts ist gespielt.

Die Aufführung wird abgebrochen, die Zuschauer müssen den Saal verlassen, Helfer versorgen den Schauspieler. Wie sich später herausstellt, hat Jan Hájek einen schweren epileptischen Anfall erlitten. Auskunft der Festspiele: „Es geht ihm jetzt schon wieder besser, und er wird bei den noch folgenden drei Aufführungen dabei sein.“ Award gab es keinen. Der ging an Romeo und Julia des Regisseurs Mokhallad Rasem.

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