Völlig untätig?

Schwere Vorwürfe gegen Österreich in der Causa Heim

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Der Chef des Simon-Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zuroff, beschuldigt die österreichischen Behörden in diesem Fall völlig untätig gewesen zu sein.

Der Chef des Simon-Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zuroff, hat im Fall des gesuchten Nazi-Kriegsverbrechers Aribert Heim schwere Vorwürfe gegen die österreichischen Behörden erhoben. "Ich möchte klar festhalten: Österreich ist in dieser Causa so gut wie völlig untätig geblieben. Die Deutschen haben hingegen sehr hart an der Ergreifung Heims gearbeitet", sagte Zuroff der "Wiener Zeitung" (Freitagsausgabe).

Zweifel an Todesnachricht
Das ZDF und die "New York Times" hatten am gestrigen Mittwoch berichtet, dass Heim bereits im Jahr 1992 in Kairo gestorben ist. Das Wiesenthal-Zentrum hatte ihn erst im Vorjahr auf Platz eins seiner Liste der meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher gesetzt. Zuroff bekräftigte gegenüber der "Wiener Zeitung" seine Zweifel an der Todesnachricht. "Nein, ich glaube nicht, dass er tot ist, es gibt hier zu viele Fragezeichen", sagte er mit Blick auf die fehlende Leiche. Es sei "nicht so unwahrscheinlich, dass Heim noch lebt". Man werde die Suche nach Heim fortsetzen, in Ägypten und anderswo. "Es ist noch nicht vorbei."

"Offenbar klar" sei, dass Heim in Kairo gelebt habe, sagte Zuroff. "Aber warum konnte er sich dort so lange unbehelligt aufhalten? Ich bezweifle nicht, dass er in Kairo gelebt hat, ich bezweifle nur, dass er dort gestorben ist. Kairo ist ein wundervoller Ort für Nazis - ein Paradies, fast so wie Österreich."

Vorwürfe im Fall Asner
Auf die Frage nach den nächsten Schritten zur Ergreifung von Nazi-Tätern sagte Zuroff: "Warum fragen Sie da nicht Ihr Justizministerium, warum es nicht schon längst ein medizinisches Fremdgutachten zum Geisteszustand von Milivoj Asner gibt?" Der kroatische Ex-Polizist, dem Kriegsverbrechen während des faschistischen Ustascha-Staates vorgeworfen werden, lebt seit Jahren unbehelligt in Klagenfurt. Eine Auslieferung an Kroatien ist an mehreren psychiatrischen Gerichtsgutachten gescheitert, die Asner mangelnde Vernehmungs- und Prozessfähigkeit attestieren. Der 95-Jährige leide an Demenz.

Vorwürfe auch gegen Deutschland
Anders sieht die Linzer Staatsanwaltschaft den Sachverhalt. Wie der deutsche Fernsehsender ZDF am Donnerstagabend berichtete, scheiterte in den 1950er Jahren ein österreichisches Auslieferungsverfahren an der Untätigkeit der deutschen Behörden. "In Deutschland wird nicht nach Heim gefahndet, nur in Österreich bleibt man weiter dran", fasste der Sender die damalige Situation zusammen.

Obwohl Heim nach dem Zweiten Weltkrieg im süddeutschen Friedberg bei Bad Nauheim als Arzt praktizierte und im dortigen Eishockeyteam spielte, sei Österreich mitgeteilt worden, "dass die Behörden in Deutschland keine Information hinsichtlich des Aufenthalts des Dr. Aribert Heim haben", zitierte ZDF den Sprecher der Linzer Staatsanwaltschaft, Rainer Schopper.

Der berüchtigte KZ-Arzt war nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst zwei Jahre vom US-Militär interniert gewesen. Im Dezember 1947 wurde er von einer deutschen Spruchkammer im Rahmen einer Weihnachtsamnestie freigelassen, weil er nur ein "Mitläufer" gewesen sei. Ob es sich um Schlamperei oder Absprache mit den US-Besatzern handelte, sei unklar.

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