So feiern Häftlinge

Fritzl serviert Festtagsmenü

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Mörder und Schwerverbrecher haben in Österreichs Haftanstalten wenig zu feiern.

Arbeitstag. Weihnachten in Haft – es sind die einsamsten Tage des Jahres für Österreichs 8.957 Häftlinge. Beispiel Anstalt Stein: Das einzig Feierliche sind hier die Weihnachtsbäume in den Gängen. Prominentester Häftling ist Josef Fritzl (78). Er sitzt im Maßnahmenvollzug für geistig abnorme Rechtsbrecher. Am Heiligen Abend wird Fritzl das „Festmahl“ servieren, davor bringt er die Abteilung auf Hochglanz.

Geschenke gibt es hinter Gittern überhaupt keine
Einer, der das einsame Gefühl kennt, ist Langzeithäftling Juan Carlos Chmelir (64), der zum 36. Mal Weihnachten hinter Gittern verbringt. „Ich lasse mir Weihnachten trotzdem nicht verderben“, sagt er zu einem Freund, mit dem ÖSTERREICH gesprochen hat. Chmelir will für Zellenkumpane kochen. „Für die Insassen ist es keine einfache Zeit“, sagt Anstaltsleiter Bruno Sladek. Anders als sonst gibt es abends eine warme Mahlzeit. „Da kommen wir den Häftlingen entgegen“, sagt Christian Timm von der Vollzugsdirektion.

Schauplatz Frauengefängnis Schwarzau. Um 7 Uhr wird die Zelle von Doppelmörderin Estibaliz Carranza (35) geöffnet. Es wird ihr traurigstes Weihnachten. Kein Festessen, keine Geschenke. Nicht einmal ihren Sohn Rolando oder ihre Mutter wird sie drücken – die feiern in Barcelona.

Kritik kommt von Nikolaus Tsekas vom Verein Neustart. Das kaum vorhandene Fest trägt nicht zur Resozialisierung bei: „Es ist nicht nachvollziehbar, warum Häftlingen nicht ein paar Zugeständnisse gemacht werden.“

J. Prüller, S. Aberle

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