Melk

So lebte Alois H.: Waffen, Bunker und ein Schrein

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In seinem Haus in Großpriel hatte sich Alois Huber sein Paralleluniversum gebaut Bunker inklusive.

Großpriel. Es ist ein Mahnmal des Wahnsinns: Groß klafft ein Riesenloch in der Mauer des Baus, der wie ein kleines Schloss aussieht. Aus Sicherheitsgründen sind die Beamten bei der Stürmung mit dem Panzer frontal in Alois Hubers Haus gekracht.
Stunden hat die Aktion gedauert – und erst einen Tag nach der Wahnsinnstat wird klar, warum sie sich über so viele Stunden hingezogen hatte.

  • Drei Häuser: Denn das „Haus“ von Alois Huber besteht in Wirklichkeit aus insgesamt drei Gebäuden: einer Lagerhalle, einem alten Vierkant-Bauernhof und einem luxuriösen Neubau, der aussieht, wie ein kleines Schlösschen. Von der Lagerhalle aus betrieb er sein Speditionsunternehmen – fuhr Holz aus. Der Vierkanter war Lager-, das Schlösschen das Wohnhaus. Jedes Zimmer mussten die Beamten auf diesem Areal einzeln sichern. Immer wieder in der Angst, auf versteckte Sprengfallen zu stoßen.
  • Der Schrein: Wie berechtigt die Angst war, zeigen die Räume des Schlösschens: Vier Stockwerke hat es – zwei davon sind unterirdisch gebaut. Alles penibel sauber gehalten. Der Eingangsbereich war wie ein Rittersaal gebaut – mit großer Halle – in deren Mitte ein Schrein mit der Urne seiner toten Frau ist. Rundherum eine Galerie mit Stiegenaufgängen. Überall an den Wänden Jagdtrophäen: sogar ein Nashorn.
  • Die geheime Tür: In einem der zwei Keller – einem Labyrinth aus Gängen und Zimmern – eine geheime Tür. So konstruiert, dass man sie nur öffnen kann, wenn man genau weiß, wo man sie berührt.
  • 250 Waffen: Dahinter das Zimmer der Obsessionen: Hunderte Jagdtrophäen – alle fein säuberlich geordnet und beschriftet. Dazu weit über hundert Waffen – halbautomatische, Pistolen – und genug Munition, um in den Krieg zu ziehen. Was Wilderer Alois Huber letztendlich auch gemacht hat …


Psychiater: Reinhard Haller im Interview: "Er liebte den Nervenkitzel"

ÖSTERREICH: Wie würden Sie die Psyche des Täters beschreiben?
Reinhard Haller: Er hat zwei Leben geführt, war Jäger und Wilderer, Polizist und Räuber in einer Person. Er liebte den Nervenkitzel, war in seinem Inneren wahrscheinlich ständig angespannt und überzeugt: Ihr erwischt mich nicht.

ÖSTERREICH: Als man ihn dann doch erwischte, drehte Alois Huber völlig durch.
Reinhard Haller: Aber es war kein Amoklauf im eigentlichen Sinne, denn er handelte sehr gezielt und nicht etwa in einem Dämmerzustand. Der Täter wird schon vorher einen Plan gehabt haben, was er tut, wenn er erwischt wird. Dass er sich dann erschossen und angezündet hat, unterstützt die Theorie. Nicht einmal seinen toten Körper wollte er seinen „Feinden“ überlassen.

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