Falsch gepackt

Soldat stirbt bei Fallschirm-Sprung

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Ein Wachtmeister (28) der Elitetruppe vom Jagdkommando stürzte bei einer Bundesheerübung beim Fallschirmspringen in den Tod. Eine Untersuchungskommission ermittelt.

Das Unglück ereignete sich Dienstag Mittag bei einer Übung im Zuge das Jagdkommandogrundkurses. Vom Flugplatz Nikolsdorf bei Lienz aus war auch Wachtmeister Markus S. an Bord der Pilatus PC-6 aufgestiegen, um als einer von 14 Kameraden in einer Höhe von 1.200 Metern aus der Turboprop-Maschine abzuspringen.

Unfallopfer hatte schon 300 Sprünge hinter sich
Der 28-Jährige Soldat aus dem Raum Bad Tatzmannsdorf war ein äußerst erfahrener Fallschirmspringer, der bereits seit 2001 seine Sprungberechtigung besaß. Um 12.15 Uhr katapultierte er sich vorschriftsmäßig aus der Pilatus. Die ersten 100 Meter genoss er den Flug über die alpine Region. Dann zog Markus S. in 1.100 Metern die Reißleine für den Hauptschirm. Doch nichts geschah.

Noch immer dürfte er sich nicht besonders gesorgt haben – doch dann öffnete sich auch der Reserveschirm nicht korrekt. Wie ein Stein raste der durchtrainierte Bundesheerangehörige zu Boden. 500 Meter westlich vom Flugplatz schlug der Körper mit mehr als 200 km/h auf dem schneebedeckten Boden einer Wiese auf. Wachtmeister Markus S. erlag noch an der Unfallstelle seinen Verletzungen.

Vierköpfige Untersuchungs-kommission ermittelt
In einer ersten Stellungsnahme zeigt Verteidigungsminister Norbert Darabos tief betroffen über den Tod seines Landsmannes und verspricht eine lückenlose Aufklärung.

Eine vierköpfige Unfallkommission untersucht, warum sich der Flächengleiter-Fallschirm nicht geöffnet hat. Zum Team gehört z.B. der „beste Fallschirmexperte, den wir zur Zeit in unseren Reihen haben“, sagt Oberst Michael Bauer vom Verteidigungministerium. Der Fachmann soll unter anderem checken, ob der Fallschirm vorschriftmäßig und unter Aufsicht gepackt wurde.

Teil der Kommission sind auch ein Arzt und ein rechtskundiger Offizier, dazu ein Sicherheitsexperte, der die heikle Frage klären muss, ob etwa Materialermüdung vorlag (Bundesheer-Fallschirme werden alle 100 Sprünge kontrolliert) oder (unwahrscheinlich) ob jemand absichtlich den Fallschirm manipuliert hat.

Staatsanwalt ermittelt jetzt
Auch die Innsbrucker Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen eingeleitet. "Wir haben den Schirm sichergestellt und prüfen, ob etwaiges Fremdverschulden vorliegt", erklärte ein Sprecher des Staatsanwaltschaft. Diese Vorgehensweise sei bei einem derartigen Ereignis "üblich". Die Erstellung eines Gutachtens könne bis zu zwei Monate in Anspruch nehmen.

Die ersten Zeugenaussagen seiner Kameraden lassen vermuten, dass Haupt- und Notschirm fehlerhaft gepackt worden waren. Damit hat auch der Vorgesetzte von Markus H. ein massives Problem.

Fallschirm-Profi Paul Alexandrow über die Ursachen des Unglücks.
ÖSTERREICH
: Was sind die wahrscheinlichsten Gründe für diesen Unfall?
Paul Alexandrow: Ich denke, der Soldat hat den Schirm geöffnet und dann gab es eine „Störungsöffnung“. Dafür kann es viele Gründe geben. Fast auszuschließen ist etwa Materialversagen. Sehr wahrscheinlich hingegen: Der Fallschirm – also das Stofftuch an sich – war verdreht und ist deswegen nicht aufgegangen. Oder die Leinen haben sich um den Fallschirm gewickelt.
ÖSTERREICH: Das klingt so, als hätte er den Schirm falsch eingepackt?
Alexandrow: Das ist sicherlich einer der naheliegenden Gründe. Genauso wahrscheinlich ist eine schlechte Körperposition beim Öffnen des Schirms. Etwa wenn der Springer in der Luft am Rücken oder sehr schief liegt. Dann kann der Schirm nicht symmetrisch aufgehen. Die häufigste Ursachen ist menschliches Versagen.
ÖSTERREICH: Aber sollte der Reserveschirm nicht gerade in so einer Situation das Leben retten?
Alexandrow: Das hängt von der Art der ersten Störung ab. Wenn zum Beispiel der Springer in der Luft trudelt und währenddessen den Reserveschirm öffnet, dann kann sich der zweite Schirm auch eindrehen. Wir sind alle nur Menschen – Fehler passieren.

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