Glückspilz

Steirer gewann im Lotto 50 Millionen

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Hubert Scheer war Österreichs jüngster Bürgermeister und eine SP-Hoffnung, bis er an einem Großprojekt scheiterte. Dann geschah Traumhaftes.

„Es ist nicht schwer, Menschen zu finden, die mit 60 Jahren zehnmal so reich sind, als sie es mit 20 waren“, meinte George Bernhard Shaw: „Aber nicht einer von ihnen behauptet, er sei zehnmal so glücklich.“

Pointiert formuliert, aber nicht unbedingt wahr. Denn es gibt zumindest ein Beispiel, das Satiriker Shaw Lügen straft: Hubert Scheer, 57 Jahre alt. Der sympathische Steirer ist ungefähr eine Million Mal reicher, als mit 20 Jahren – dabei aber glücklicher als je zuvor.

Die Zinsen des Gewinns: 4.000 Euro pro Tag
Seinen finanziellen Aufstieg kommentiert Scheer nur mit lächelndem Schweigen oder auch mit dem Satz: „Glück hat doch immer der Tüchtige, nicht wahr?“ Sein engerer Bekanntenkreis aber weiß: Der Steirer ist Österreichs heimlicher Lottokönig. Bei einer EuroMillionen-Ziehung im März 2009 riskierte er 20 Euro für 10 Quicktipps. Und einer traf ins Schwarze, mit den richtigen Zahlen 13, 17, 19, 25, 35 sowie 5, 6 im Sternenkreis. Der Gewinn: 50 Millionen Euro. Mit drei Prozent verzinst, kann Scheer seither pro Tag 4.000 Euro ausgeben – und wird trotzdem reicher.

Der Multimillionär hat eine unglaubliche Vorgeschichte
Aber Geld macht nur unabhängig, nicht unbeschwert. Der Lottokönig weiß es. Also macht er jetzt das Beste aus seinem Glück, indem er tut, was er am besten kann: verändern und gestalten, die Kunst des Möglichen ausreizen. Was direkt zu seiner unglaublichen Vorgeschichte führt.

Hubert Scheer stammt aus einfachen Verhältnissen und engagierte sich früh in der Politik. Als Landessekretär der Sozialistischen Jugend fiel er Bruno Kreisky durch seinen rebellischen Idealismus angenehm auf. Bei den SP-Granden in der Steiermark kam der hemdsärmelige Einsatz für Chancengleichheit nicht so gut an. Indiz: Scheers Büro in der Parteizentrale war das Kopierkammerl. Aber der Einzelkämpfer setzte sich durch.

Er wurde SP-Bezirkssekretär – und mit 28 Jahren Österreichs jüngster Bürgermeister in Maria Lankowitz. Dort ist Scheer dann Jahre später an einem Alleingang derart gescheitert, dass seine politische Karriere zerbrach: Denn der Ortschef ging hohe Haftungen für das Freizeitzentrum Piberstein ein, das eine „Perle“ werden sollte. Doch das Projekt kam nicht in Schwung und verdiente nicht einmal die Zinsen des 24-Millionen-Euro-Kredits. Folge: In einer Schlammschlacht wurde der Bürgermeister von der eigenen Partei abgesetzt – und wechselte als „General Manager“ zur Freizeitinsel.

Trotz Tennisturniere und neu gebauter Konzertbühne stand Scheer dort zuletzt das Wasser bis zum Hals. Sogar sein Einfamilienhaus war verpfändet und gefährdet. Fortuna half in letzter Sekunde – und Scheer kaufte den Banken die Ferieninsel ab. Seither hat er 4,5 Millionen investiert. Und am Grab seiner Mutter dem Schicksal gedankt.

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