Tod ist Gewissheit

Julias Eltern am Boden zerstört

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Familie Kührer schottet sich in ihrem Haus in Pulkau ab und trauert.

Die Eingangstür vom schmucken Haus der Familie Kührer in Pulkau ist fest verschlossen. Sie reagieren auf kein Läuten, schotten sich von der Außenwelt ab. Noch haben sie nicht die Kraft, die Kondolenz-Wünsche entgegenzunehmen. Seit knapp 48 Stunden sind die Eltern und Julias Brüder Stefan und Florian mit der bitteren Nachricht konfrontiert: Ihre geliebte Julia wird nicht mehr wiederkehren.

Die Chronologie des Falls Julia Kührer >>>

Nur Schmerz

„Uns geht es nicht gut. Wir können jetzt noch nicht sprechen. Ich muss warten, wie wir mit der Trauer umgehen“, sagt Julias Mutter Brigitte Kührer mit gefasster Stimme am Telefon gegenüber ÖSTERREICH.

Der ganze Ort fühlt mit der Familie Kührer mit. Die Trauer, die Verzweiflung ist in der kleinen Gemeinde überall spürbar.

In den letzten fünf Jahren hatten sich die Eltern Brigitte und Anton Kührer zwar immer wieder mit dem Gedanken konfrontiert, dass Julia auch tot sein könnte. Aber die Hoffnung war stets stärker.

Die Eltern wollen sich Zeit für die Trauer nehmen
Fünf Jahre lang hatten sie in Julias Zimmer nichts verändert. Die Teddybären liegen am Bett, ihre Stephen-King-Bücher stehen im Regal, Julias Pullis hängen am Sessel.
Alles war perfekt bereit für die Heimkehr. Jetzt sitzen die Eltern verzweifelt und weinend in Julias Zimmer. Sie wissen, dass nie wieder Leben einkehren wird. Julias Zimmer bleibt ein Museum.

Interview mit Julias Eltern auf Seite 2 >>>

Julias Eltern: "Uns geht es nicht gut"

ÖSTERREICH: Frau Kührer, ganz Österreich nimmt Anteil an Ihrer Trauer. Wie verkraften Sie Ihr Schicksal?
Brigitte Kührer: Ich kann jetzt noch nicht sprechen. Uns geht es nicht gut. Ich muss warten, wie sich die Situation für meine Familie entwickelt und wie wir mit der Trauer in den nächsten Tagen umgehen. Aber wir bedanken uns bei den Medien für die jahrelange Unterstützung.
ÖSTERREICH: Dann bleibt uns nur noch, Ihnen unser Beleid auszudrücken …
B. Kührer: Ich bitte um Verständnis, dass wir jetzt unsere Ruhe haben wollen und nicht reden können. Zu einem späteren Zeitpunkt werden wir sicherlich ausführlich Stellung nehmen.

Der folgende Teil wurde zu einem früheren Zeitpunkt mit den Eltern geführt:

ÖSTERREICH: Sie haben fünf Jahre lang Angst um Ihre Tochter gehabt. Wie erträgt man als Eltern Ihr Schicksal?
B. Kührer: Unser emotionaler Zustand war mit dem Wetter vergleichbar. Viel Regen, wenig Sonne, genauso ist es in unserem Herzen drinnen. Wir versuchten zu überleben, den Kopf über Wasser zu halten. Es muss einfach weitergehen. Wenn wir in der Psychiatrie landen, hilft das nichts.
ÖSTERREICH: Sie sind gläubige Menschen. Warum hat Gott Ihnen ein derart schweres Schicksal auferlegt?
B. Kührer: Jesus hat selbst das Kreuz getragen. Das ist jetzt unser Kreuz, das wir tragen müssen. Jeder von uns hat sein Schicksal, nur unseres ist eben ein seltenes.
ÖSTERREICH: Wann haben Sie realisiert, dass Julia nicht mehr wiederkommt?
Anton Kührer: Zuerst haben wir geglaubt, wenn die Schule wieder anfängt, wird Julia nach Hause kommen. Dann haben wir auf das erste Weihnachten gehofft, danach auf den ersten Geburtstag. Aber warum sollte Julia am Geburtstag auftauchen, wenn sie zu Weihnachten nicht kommt? Irgendwann haben wir akzeptiert, dass es keinen Termin mehr gibt, wo sie zurückkommt.
ÖSTERREICH: Was fühlen Sie, wenn Sie in ihr Zimmer gehen?
B. Kührer: Das ist wie ein Museum. Es rührt sich nichts, es tut sich nichts, es riecht auch nicht mehr nach Julia – der Geruch nach ihrem Parfüm und ihren Kosmetika ist weg. Man versucht, den Geruch festzuhalten, aber er wird von Tag zu Tag weniger. Alles ist in ihrem Zimmer noch so, wie sie damals weggegangen ist. Ihre Kleidung hängt noch da, die wasche ich zweimal im Jahr und lege alles wieder so hin, wie es vorher war.

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Fall Kührer: Hier wurden die Knochen gefunden