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Wien-Hernals

Tödliche Gasexplosion zielgerichtet geplant?

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Verstorbener hatte Delogierung des mordverdächtigen Mieters betrieben.

Die Indizien, dass die Gasexplosion vom 26. Jänner in der Hernalser Hauptstraße vorsätzlich geplant war, haben sich erhärtet. Wie Kriminalisten im Zuge ihrer Ermittlungen herausfanden, hatte der ums Leben gekommene Hausverwalter die Delogierung jenes Mieters betrieben, der sich nun wegen Mordverdachts in der Justizanstalt Wien-Josefstadt in U-Haft befindet.

Der Hausverwalter war im Hauptberuf Rechtsanwalt. Seit fast 30 Jahren unterhielt der 64-Jährige, der einst gemeinsam mit dem Musiker, Komponisten und Produzenten Christian Kolonovits die Schulbank drückte, eine eigene Kanzlei in der Wiener Innenstadt. Der Jurist war in erster Linie auf die Verwaltung von Zinshäusern, Liegenschaftsrecht und Exekutionsverfahren spezialisiert.

Der 64-Jährige hatte seit längerem Probleme mit einem Mieter in dem von ihm betreuten Wohnhaus in der Hernalser Hauptstraße 210. Dieser blieb seit Monaten den Mietzins schuldig, bezahlte Strom- und Gasrechnungen nicht und reagierte auf Mahnschreiben nicht. Schließlich erwirkte der Anwalt die Delogierung des 55-Jährigen. Am Morgen des 26. Jänner erschien der 64-Jährige mit einem Gerichtsvollzieher und einem Schlosser vor dessen Wohnung. Als der Handwerker die Tür aufbohrte, kam es zu einer Explosion, die dem Juristen das Leben kostete. Der Gerichtsvollzieher, der Schlosser und ein wenige Tage altes Baby in einer Nachbarwohnung wurden schwer verletzt.

Der Verdacht liegt nahe, dass sich der Mieter an dem Mann rächen wollte, der ihn auf die Straße setzen wollte. Der 55-Jährige soll - so die Erkenntnisse der Brand- und Explosionsermittler vom Landeskriminalamt - unmittelbar vor dem anstehenden Delogierungstermin in seiner Wohnung den Gaszähler demontiert, eine T-Verbindung gelockert und so Gas ausströmen haben lassen. Ein Zeuge nahm jedenfalls ein zischendes Geräusch aus der verschlossenen Wohnung war, "was auf eine größere Austrittsmenge von Gas schließen lässt", wie die zuständige Richterin in ihrem Beschluss feststellte, mit dem über den Verdächtigen die U-Haft verhängt wurde. Als der Schlosser an der Tür hantierte, dürfte sich das Gas-Luft-Gemisch entzündet haben.

Der 55-Jährige behauptet demgegenüber, von der Delogierung gar nichts gewusst und keine mörderischen Absichten verfolgt zu haben. Der von Verteidiger Martin Mahrer vertretene Mann will vielmehr eine lecke Gasleitung, die ihm seiner Darstellung zufolge schon seit Monaten zu schaffen machte, abgedichtet haben. Dabei sei unabsichtlich das Unglück passiert.

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