Wien

U-Bahn-Sextäter wollte nur "Freundschaft"

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Am Dienstag startete der mit Spannung erwartete Prozess gegen einen Serien-Sextäter.

Der mutmaßliche Serienvergewaltiger Mustafa A. (29) kam kamerascheu zur Verhandlung am Wiener Straflandesgericht. Und sorgte hernach im Gerichtssaal nicht nur bei den Opfern für Entsetzten, in dem er die Frauen lüstern beobachtete, während zwei Opfer über seine Untaten aussagten. Als Richter Andreas Böhm im Protokoll etwas von einem „vermutlichen Perser oder Türken“ vorlas, wandte er erbost ein: „Ich bin Türke.“ Der Dolmetscher musste übersetzen, obwohl Mustafa A. recht gut Deutsch spricht.

6 Vergewaltigungen, drei Mal sexuelle Belästigung
Die Staatsanwaltschaft legte Mustafa A. sechs Vergewaltigungen sowie drei Fälle von sexueller Belästigung im Zeitraum von März 2009 bis Dezember 2012 zur Last. Laut Anklage soll der Beschuldigte in der Nacht regelrecht Jagd auf – vor allem blonde – Frauen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren gemacht haben. Dabei dürfte Mustafa A. seinen Opfern bevorzugt in der U-Bahn aufgelauert, sie verfolgt und sich dann an den wehrlosen Opfern mit großer Brutalität vergangen haben – es gilt die Unschuldsvermutung.

"Auch wenn ich betrunken bin, weiß ich, was ich tue"

Der mutmaßliche Vergewaltiger bekannte sich lediglich in zwei Fällen, in denen er von einem DNA-Gutachten zweifelsfrei belastet wird, schuldig: „Die anderen Damen kenne ich nicht.“ Bei diesen Übergriffen sei er „stark betrunken“ gewesen, schildert Mustafa A. Und er wollte bloß eine „Freundschaft herstellen“. Als Mustafa A. die ­Geschehnisse auf Nachfrage dann doch genau schildert, verwundert das nicht nur den Richter und auch den Dolmetscher, der dann übersetzen muss: „Auch wenn ich betrunken bin, weiß ich, was ich tue.“

Im Hinblick auf ein Sachverständigengutachten des Gerichtspsychiaters Karl Dantendorfer beantragte die Staatsanwaltschaft zusätzlich zu einer Verurteilung die Einweisung des 29-Jährigen in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher.

Opfer hat Selbstmord­versuch hinter sich

Als ein Opfer als Zeugin erzählt, dass der Angeklagte ihr derart wehgetan habe, „dass ich erst nach zwei Wochen wieder ohne Schmerzen gehen konnte,“ zittern nur kurz seine Hände. Bei dem Geständnis der Frau, sie habe einen Selbstmordversuch hinter sich, sieht er weg. Die Verhandlung geht heute, Mittwoch, weiter.

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