Hohe Beträge kurz vor Spiel

Wettskandal: So cashte die Mafia ab

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Methoden der Wettmafia: gestreute Wetten in mehreren Filialen, Deals mit Spielern.

Es ist der größte Wettskandal der heimischen Fußballgeschichte: Sechs Personen, darunter drei Ex-Fußballer (Sanel Kuljić, Dominique Taboga, Johannes Lamprecht), sitzen in U-Haft, die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen insgesamt 45 Beschuldigte. Es geht um schweren Betrug, Bestechung und Erpressung.

Buchmacherverband: »Wir haben klare Indizien«
Wie dreist die Wettmafia zusammen mit Kickern versuchte, Geld mit geschobenen Spielen zu machen, deckte jetzt der österreichische Buchmacherverband auf. Teilweise in letzter Minute wurden hohe Beträge gesetzt – das zeigt das Spiel Grödig ­gegen Salzburg am 27. Oktober exemplarisch. Im Mittelpunkt steht Dominique Taboga, die Schlüsselfigur des Skandals. Das Zeitprotokoll:

  • 12 Uhr: Quote ist 3,2. Die Quote, dass in diesem Spiel ein Elfer fällt, beträgt 3,2. Bei Einsatz von 10 Euro erhält ein Gewinner bei Eintritt des Ereignisses 32 Euro zurück.
  • 16.30 Uhr: Erste Wetten. Zwei Stunden vor dem Spiel gehen in Wiener Filialen von Admiral die ersten Wetten ein. Die Mafia setzt kleine Beträge in mehreren Filialen.
  • 18.30 Uhr: Summe wächst. Eine halbe Stunde vor dem Spiel wächst die Summe. Insgesamt sind 1.500 Euro bei Admiral gesetzt, alleine in Österreich 5.000 Euro. Die Quote wird auf 2,9 gesenkt.
  • 18.45 Uhr: Sperre. Als die Summe das für solche Wetten definierte Limit erreicht, sperren Risikomanager die Wette. Nichts geht mehr
  • 20.46 Uhr: Kein Elfer. Taboga – er soll diesen Elfmeter verursachen – foult in der 91. Minute einen Salzburg-Spieler, doch der Schiedsrichter pfeift nicht.

„Wir hatten hier klare In­dizien, dass versucht wurde, dieses Match zu schieben“, sagt Jürgen Irsigler von Admiral. Dieses Mal ging der Plan der Wettmafia nicht auf. Bei wie vielen Matches die Gauner abkassierten, ist bis heute nicht bekannt.

Ende für hohe Wetten

Wie die heimischen Wettanbieter auf die Spielmanipulationen reagieren.
Seit den Enthüllungen um Taboga & Co. haben heimische Wettanbieter bis zu 1,6 Mio. Euro Umsatz eingebüßt. Buchmacherverbandschef Helmut Grubmüller sagt: „Wir sind nicht Täter, sondern die Opfer.“

Als erste Maßnahme hat Admiral als größter Anbieter die Limits auf Ereigniswetten gesenkt. Und bei Landesligaspielen ist nur noch ein Gewinn von 100 Euro möglich, Wetten im Nachwuchsbereich sind verboten.

Jochen Prüller

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