Entführungs-Drama

Wiener kidnappt seinen Sohn (9)

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Ein Entführungsdrama hält das Land in Atem. Ein Vater kidnappte seinen Sohn und lieferte der Polizei eine Jagd über die Autobahn.

Die SMS, die Freitag um 13 Uhr abgeschickt wurde, ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig – und der Empfängerin das Blut gefrieren: „Ich sitze mit geladener Glock 17 im Auto, fahre mit 300 km/h in Richtung Paris und bin nur durch einen Kopfschuss zu stoppen.“

Das SMS hatte ihr geschiedener Mann geschrieben. Was nicht drin stand, die Frau aber ganz genau wusste: In dem Auto saß nicht nur ihr Mann, sondern auch ihr gemeinsamer neunjähriger Sohn. Der Bub war soeben vom Vater entführt worden.

Der bisher größte Polizei- Einsatz des Jahres
Der besonders dramatische Fall hielt gestern Österreichs Exekutive in Atem und führte zum bisher größten Polizeieinsatz des Jahres mit Cobra und Helikoptern. Der Tathergang, wie ihn die Polizei bisher rekonstruierte:

Kurz nach 12 Uhr holt der 37-jährige Sascha W. seinen Sohn von der Volksschule in Wien-Döbling ab. Die Lehrerin schöpft keinerlei Verdacht. Sascha W. ist nicht das erste Mal da – er hat mit seiner Frau das gemeinsame Sorgerecht für den Buben.

Der Mann fährt zum Arbeitsplatz seiner Frau. Dort kommt es, wie die Polizei recherchierte, zu einem heftigen Streit. Sascha W. springt erzürnt in seinen Wagen, einen grauen 7er-BMW (Baujahr 2007). Sascha W. nimmt auch den Sohn wieder ins Auto mit.

Über die Höhenstraße fährt der Mann auf die Westautobahn. Dort schickt er das SMS an die Frau ab.

Autobahnen werden an der Grenze kontrolliert
Frau W. wendet sich sofort an die Polizei – Großalarm wird ausgerufen. Im Laufe des Nachmittags werden zwei Cobra-Einheiten eingesetzt. Die Autobahnen werden an den Grenzübergängen kontrolliert.

„Nach Paris“ war zumindest kein Ablenkungsmanöver. Sascha W. ist tatsächlich Richtung Westen unterwegs. Die Polizei kann ihn per Handypeilung orten.

In Eugendorf identifizieren zivile Fahnder den grauen BMW, der mit hoher Geschwindigkeit unterwegs ist. Die beiden Autos fahren eine Zeit lang nebeneinander, doch den Polizisten gelingt es nicht, den Amokfahrer und mutmaßlichen Kindesentführer zu stoppen. Sascha W. bemerkt, dass er verfolgt wird und fährt am Knoten Wallersee mit einem waghalsigen Manöver abrupt von der Autobahn ab.

Der Entführer entfernt die SIM-Card aus dem Handy
W. fährt auf der Bundesstraße weiter. Die Großfahndung konzentriert sich jetzt auf den Flachgau und das Salzkammergut, das Grenzgebiet zwischen Salzburg und Oberösterreich. Hubschrauber suchen die Gegend ab, die Cobra errichtet einen Stützpunkt auf der Autobahn-Raststätte Mondsee.

In Henndorf verliert sich die Spur. Laut Polizei dürfte Sascha W. die SIM-Karte entfernt haben – die Peilung kann das Handy nicht mehr lokalisieren.

Es ist mittlerweile Abend geworden. Sascha W. fährt nicht mehr Richtung Westen. Im Raum Sattledt südlich von Linz wird er zum vorerst letzten Mal gesichtet. Die Fahndung ist voll im Gange.

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