Spiel mit dem Feuer

Zelaya erneut an honduranischer Grenze

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Im Grenzgebiet ist ein Anhänger Zelayas tot aufgefunden worden.

Der gestürzte honduranische Präsident Manuel Zelaya steht an der Grenze seines Heimatlandes. Nach einer kurzzeitigen symbolischen Rückkehr nach Honduras ließ sich Zelaya am Samstag auf nicaraguanischer Seite der Grenzlinie nieder und kündigte an, dort ein Camp zu errichten. "Wir werden Stand halten", erklärte er vor rund 100 Anhängern.

Will Familie treffen
"Heute werden wir unser Lager aufschlagen, mit Wasser und Nahrung", sagte Zelaya. Er forderte, dass seiner Familie ein Treffen mit ihm erlaubt werde. Seine Ehefrau Xiomara Castro sagte dem Sender CNN am Telefon, sie sei auf dem Weg zur Grenze von Polizei und Soldaten gestoppt worden.

Zelaya war am Samstag an die Grenze gefahren, nachdem er sie bereits am Vortag kurz zu Fuß überschritten hatte. Vor tausenden jubelnden Anhängern erklärte er am Freitagabend, er werde sein Amt zurückfordern. Dann ging er wenige Schritte auf die Grenzbeamten zu und sprach mit Militärvertretern. Nach einer knappen halben Stunde kehrte er nach Nicaragua zurück.

Er wolle Verhandlungen über eine Beilegung der Krise eine weitere Chance geben, betonte Zelaya. "Ich habe keine Angst, aber ich bin auch nicht verrückt", sagte der linksgerichtete Politiker dem venezolanischen Fernsehsender Telesur. Hätte er darauf bestanden weiterzugehen, hätte ein Blutbad die Folge sein können. Das aber habe er vermeiden wollen. In der rund zehn Kilometer entfernten Stadt El Paraiso wurde am Samstag ein 25-jähriger Anhänger Zelayas tot aufgefunden, der offenbar von honduranischen Polizisten geschlagen worden war. Augenzeugen zufolge wurde der aus Tegucigalpa angereiste Mann festgenommen, als er an den Kundgebungen für Zelaya teilnehmen wollte.

Zusammenstöße
Kurz vor dem Grenzübertritt Zelayas war es bereits zu Zusammenstößen zwischen seinen wartenden Anhängern und den Sicherheitskräften gekommen. Die Übergangsregierung in Tegucigalpa hatte die 1.000 Kilometer lange Grenze zu Nicaragua zur Sperrzone erklärt und in ihrem unmittelbaren Bereich von Freitagmittag bis Samstag in der Früh ein Ausgangsverbot verhängt. Die Sicherheitskräfte in der Grenzstadt El Paraiso setzten Tränengas gegen mehrere tausend Menschen ein.

In San Pedro im Norden von Honduras gingen indes mehrere tausend Gegner des gestürzten Staatschefs auf die Straße. Auf Plakaten war zu lesen "Zelaya kann zurückkehren, aber ins Gefängnis".

Die Übergangsregierung bekräftigte, sie werde Zelaya im Falle seiner Rückkehr nach Honduras festnehmen lassen. Am Grenzübergang schritt sie aber nicht ein, da sich Zelaya praktisch noch im Niemandsland befand, wie der stellvertretende Sicherheitsminister Mario Perdomo erklärte. Übergangspräsident Roberto Micheletti kritisierte die Aktion jedoch als "unverantwortlich und schlecht durchdacht".

Kritik von Clinton
US-Außenministerin Hillary Clinton nannte Zelayas Grenzübertritt unbesonnen. Der Schritt werde nicht dazu beitragen, die demokratische und verfassungsmäßige Ordnung in dem mittelamerikanischen Land wiederherzustellen, sagte Clinton in Washington. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) forderte Zelaya auf, nicht ohne ein Abkommen zur Lösung der politischen Krise in seine Heimat zurückzukehren, da es sonst zu Blutvergießen kommen könnte.

Zelaya hatte schon am 5. Juli versucht, nach Honduras zurückzukehren. Die Streitkräfte verhinderten dies jedoch, indem sie vor der Landung seines Flugzeugs in Tegucigalpa die Landebahn blockierten. Daraufhin kam es zu Zusammenstößen mit Anhängern Zelayas, bei denen mindestens ein Demonstrant ums Leben kam.

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