Entgleisung

Zug war 6 Kilometer (!) außer Kontrolle

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Der Zug beschleunigte auf 125 km/h bevor er bei Bludenz entgleiste.

Der in Braz (Bezirk Bludenz) entgleiste Pkw-Transportzug war auf einem Abschnitt von sechs Kilometern außer Kontrolle, ehe er aus den Schienen sprang. Das haben laut ORF Radio Vorarlberg die Auswertung der Blackbox und erste Aussagen des Lokführers ergeben. In dieser Zeit beschleunigte die Zuggarnitur von 60 auf 125 km/h. Die Arbeiten an der Unfallstelle verlaufen laut ÖBB-Sprecher Rene Zumtobel bisher plangemäß.

Bremsleitung gerissen
Der Rundfunk bezog sich in seinem Bericht auf Peter Urbanek von der Bundesanstalt für Verkehr in Wien. Seinen Angaben zufolge war der Zug ab Bahnkilometer 122,3 völlig außer Kontrolle. Wie bereits am Donnerstag bekanntwurde, war eine Bremsleitung abgerissen. Etwa sechs Kilometer weiter - nämlich bei Bahnkilometer 128,2 - wurde der 548 Meter lange und 777 Tonnen schwere Pkw-Transportzug schließlich aus dem Gleis katapultiert. Den Aufzeichnungen der Blackbox gemäß durchfuhr der Zug den entsprechenden Abschnitt in vier Minuten und beschleunigte dabei von ursprünglich 60 auf 125 Stundenkilometer.

Der Lokführer habe alles Mögliche unternommen, um das Tempo der Zuggarnitur zumindest zu drosseln, wurde Urbanek zitiert. Als sich jedoch alle seine Unterfangen als aussichtslos erwiesen hätten, habe sich der Lokführer im Maschinenraum in Sicherheit gebracht. Der Mann habe nur mit unglaublichem Glück überlebt - er kam mit Prellungen und einem schweren Schock davon.

Bergung der Lok
Indessen wurden an der Unglücksstelle in Braz die Aufräum- und Reparaturarbeiten mit Nachdruck vorangetrieben. Wie Zumtobel erklärte, stand am Freitag die schwierige Bergung der 84 Tonnen schweren Lok an. Am Abend treffe der schwere Schienenkran ein, mit dem ab Samstag auf rund 800 Meter Länge neue Schienen verlegt werden müssen. Außerdem gilt es eine Weiche zu reparieren sowie neun Fahrleitungsmasten neu zu setzen.

"Wir sind bis jetzt wie geplant vorangekommen", sagte Zumtobel. Nach aktuellem Stand der Dinge bleibe es bei Dienstagabend als Freigabetermin für die Arlbergbahnstrecke, auch wenn starker Regen die Bemühungen der 50 Einsatzkräfte am Freitag behinderte. "Wenn ab Samstag die großen Arbeiten anlaufen, werden wir mehr wissen", so der Pressesprecher. Der Schienenersatzverkehr zwischen Bludenz und Landeck funktioniere problemlos.

Auf der Arlbergstrecke bei Braz war in der Nacht auf Mittwoch im sogenannten "Brazer Bogen" ein Autozug entgleist. Zehn der 16 Waggons des Pkw-Transportzugs wurden aus den Schienen gehoben und wie viele der geladenen Autos auf und neben den Bahndamm geschleudert.

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