Costa Rica

Zwei Steirer vermisst - Mord befürchtet

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Seit Weihnachten sind zwei Österreicher vermisst. Die Behörden gehen von einem Gewaltverbrechen aus.

In Costa Rica sind mit hoher Wahrscheinlichkeit zwei Österreicher ermordet worden. Zwar sind die Leichen der beiden Vermissten noch nicht gefunden worden, die Indizien lassen jedoch laut Landeskriminalamt Steiermark das Schlimmste vermuten. Bei den Opfern handelt es sich den Angaben zufolge um Horst H. (Jahrgang 1942) und Herbert L. (Jahrgang 1944). Beide waren in Österreich zuletzt im Bezirk Knittelfeld gemeldet gewesen.

Seit Weihnachten vermisst
Das Außenministerium in Wien bestätigte am späten Dienstagabend lediglich, dass die beiden Männer seit Jänner als vermisst gemeldet seien. Daher seien die entsprechenden österreichische Vertretungen eingeschaltet worden. Dass tatsächlich ein Verbrechen vorliege, habe aber noch verifiziert werden können. In San Jose, der Hauptstadt von Costa Rica, gibt es ein österreichisches Honorarkonsulat. An sich fällt das mittelamerikanische Land in den Amtsbereich der Botschaft in Mexiko.

Vermisst werden die beiden Österreicher von den Angehörigen seit der Weihnachtszeit. Horst H. war im Oktober davor nach Costa Rica zurückgekehrt, wo er sich ein Anwesen im Distrikt Golfito gekauft hatte. Zu diesem Kauf soll er durch seinen Freund Herbert L. animiert worden sein. Kurz vor Weihnachten meldete sich Horst H. dann noch einmal telefonisch bei seinem Bruder.

Bandit im Auto des Österreichers
Anfang Jänner 2010 soll der Bruder von Horst H. dann aus Costa Rica von einer bekannten Person einen Anruf bekommen haben. Diese teilte ihm laut Aussendung des Landeskriminalamts mit, dass das Fahrzeug von Horst H. von "einem ortsbekannten Banditen" benützt werde. Als dann der für alle 14 Tage vereinbarte Anruf in der Heimat ausbliebt, fing der Bruder an, sich Sorgen zu machen und nahm Kontakt mit dem Honorargeneralkonsul Österreichs in dem mittelamerikanischen Land, Manfred Maurer, auf. Dieser erstattete eine Vermisstenanzeige bei der lokalen Polizei.

Schließlich übernahm die örtliche Kriminalpolizei den Fall, verhörte den Verdächtigen und führte eine Hausdurchsuchung im Anwesen von Horst H. durch. Zum Erstaunen aller lebte zu diesem Zeitpunkt bereits der mutmaßliche Verbrecher in dem Haus. In den Räumlichkeiten waren Blutspuren zu erkennen, die Wände waren frisch gestrichen. In weiterer Folge stellte sich auch heraus, dass der "Bandit" mit der Bankomatkarte des Österreichers insgesamt 28 Bargeldbehebungen durchgeführt hat.

Hoffnung sinkt
Die Behörden in Costa Rica sind in Abstimmung mit der österreichischen Vertretung in San Jose seit Wochen bemüht, den Fall aufzuklären, erklärte Honorargeneralkonsul Maurer in der Nacht auf Mittwoch (MEZ). Erst am Dienstag habe ein "mehrstündiges Treffen" mit lokalen Sicherheitsbehörden stattgefunden. Bisher sei man aber nicht sehr weit gekommen, bedauerte Maurer: "Die Zeit läuft uns davon".

Noch sei nicht klar, ob Horst H. und Herbert L. tatsächlich einem Verbrechen zum Opfer gefallen seien, doch sinke die Hoffnung auf eine andere Erklärung für das Verschwinden: "Es wird immer unwahrscheinlicher." Am Mittwoch (Ortszeit) werde die lokale Polizei neuerlich Ermittlungen in dem Anwesen von Horst H. vornehmen, erklärte Maurer.

Keine Verbindung zum Drogenmilieu
Das Anwesen befindet sich nach Angaben von Maurer bei Puerto Jimenez "am letzten Zipfel auf einer Halbinsel an der Grenze zu Panama". Es handle sich dabei um ein großteils noch recht "unerschlossenes Gebiet" von Costa Rica. Nach Angaben des Bruders ist die Region ein bekanntes Drogeneinzugsgebiet. Eine Verbindung zum Drogenmilieu schloss Maurer gegenüber dem ORF jedoch aus.

Er selbst stehe seit Wochen im ständigen Kontakt mit den Angehörigen der beiden Österreicher sowie mit dem Außenministerium, betonte Maurer. Warum das Verschwinden von Horst H. und Herbert L. in der Heimat von den Behörden zum jetzigen Zeitpunkt bekanntgegeben geworden sei, wisse er nicht, so Maurer. Die Vermisstenanzeige in Costa Rica datiere von Anfang Jänner.

Hoher Lebensstandard
Allerdings seien die beiden Männer nicht beim Honorarkonsulat in San Jose gemeldet gewesen, erzählte Maurer. "Ich habe sie nicht gekannt." Daher wisse er auch nicht exakt, wie viele Landsleute in dem mittelamerikanischen Staat wohnhaft seien. Eine gewisse "Dunkelziffer" eingerechnet dürften aber rund "800 bis 1000 Österreicher ständig oder zumindest den Großteil des Jahres" in Costa Rica leben, so die Schätzung des Konsuls.

An sich gilt Costa Rica ("Reiche Küste") im wiederholt von Bürgerkriegen, Putschen und Wirtschaftskrisen erschütterten Mittelamerika als Hort von Stabilität und Wohlstand, wie auch Maurer bestätigte. Ein gut funktionierendes demokratisches System ermöglicht den rund 4,4 Millionen Einwohnern einen relativ hohen Lebensstandard bei einer gut entwickelten Gesundheitsversorgung und einem ausgebauten Bildungssystem.

Erste Präsidentin
Die zwischen Nicaragua und Panama gelegene Republik verfügt als einziges Land der Region über keine Armee und erklärt den Gewaltverzicht zur außenpolitischen Maxime. Der Staat ist 51.000 Quadratkilometer groß (Österreich rund 84.000). Am vergangenen Wochenende wurde mit der 50-jährigen Politologin Laura Chinchilla erstmals eine Frau zur Präsidentin gewählt.

Von Chinchilla wird erwartet, dass sie die Kontinuität der Politik ihres Vorgängers Oscar Arias sicherstellt. Chinchilla gehört ebenso wie Arias der sozialdemokratisch orientierten Partei der Nationalen Befreiung (PLN) an. Arias hatte bereits in den 1980er Jahren als Vermittler zur Beilegung der Konflikte in den Nachbarländern beigetragen und dafür 1987 den Friedensnobelpreis erhalten.

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