Petition gestartet

Aufstand: Abschiebe-Drama um zwei Schülerinnen

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Mitten im Lockdown müssen zwei Kinder das Land verlassen.

Wien/NÖ. Das gelbe Gebäude an der Zinnergasse sieht auf den ersten Blick wie ein normales Mehrparteienhaus aus. Nur die vielen Überwachungs­kameras deuten darauf hin, dass sich hinter der biederen Fassade ein kleines Anhaltezentrum für Schubhäftlinge befindet.

Hinter diesen Mauern in Wien-Simmering spielen sich seit Tagen wahre Dramen mitten im Lockdown ab. Mütter mit ihren teils in Österreich geborenen Kindern haben Angst vor ihrer Zukunft. Sie sollen am Donnerstag in die Ursprungsländer zurückgeschickt werden.

 

Fall 1: Sona aus dem Kaukasus

Aus Armenien stammt Sona B., heute 20 Jahre alt. Bestens inte­griert, Schülerin an der Höheren Bundesanstalt für Wirtschaftsberufe. Gemeinsam mit ihrem Bruder Ashot muss die junge Frau zurück in den Kaukasus. „Es ist nicht gerechtfertigt, dieses Mädchen und ihren Bruder, welche sich ein eigenes Leben in Österreich aufgebaut haben, Freunde gefunden und unsere Sprache erlernt haben, in ein Land, in welchem Krieg herrscht, abzuschieben“, sagt Sonas Klassenkameradin Katharina A.

Aufstand gegen Abschiebung von Schülerinnen | Sona B.
© Facebook
× Aufstand gegen Abschiebung von Schülerinnen | Sona B.
  Sona hat sich bereits ein Leben hier in Österreich aufgebaut. Jetzt müssen sie und ihr Bruder wieder in den Kaukasus.

 

Fall 2: Tina aus Georgien

Auch Tina (12) vom Gymnasium Stubenbastei in Wien soll gemeinsam mit ihrer Schwester Lea (4) zurück nach Georgien. Für ihr Bleiberecht wurde eine Petition gestartet, Tausende haben bereits unterschrieben. Doch die Chancen sind gering.

Aufstand gegen Abschiebung von Schülerinnen | Tina
© Facebook

Denn Fakt ist auch: Nach einer freiwilligen Ausreise 2012 kehrte die Familie 2014 nach Österreich zurück. Sechs Mal wurde versucht, sie abzuschieben – ohne Erfolg. Vier ­Jahre hielt sie sich ­unrechtmäßig im Land auf. „Rückgeführt werden nur Personen, bei denen die Verfahrensprüfung ergeben hat, dass keine Schutzbedürftigkeit nach der Genfer Flüchtlingskonvention vorliegt“, sagt Patrick Maierhofer vom Innenministerium. Im Falle von Sonas Familie wurde höchstrichterlich so entschieden.

 

Aufstand

Politiker, wie Wiens Vize-Bürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) und Gesndheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) haben sich inzwischen gegen die Abschiebungen gut integrierter Familien ausgesprochen.

 

Kampf für die Mitschülerin

Die Klasse 4HSC der Höheren Bundesanstalt für Wirtschaftliche Berufe in Wien geht gegen die Abschiebung von Sona auf die Barrikaden: „Sie ist eine loyale, freundliche und bestens integrierte Freundin“, sagt Schulkollegin Katharina A.

Für Tina und ihre Familie haben bislang 15.500 Personen eine Petition unterschrieben.

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