"Haider-Skandal"

Kabarettisten wollen Kärnten-Auftritt nachholen

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Das Satire-Duo Stermann & Grissemann nimmt im ÖSTERREICH-Interview zum ersten Mal gemeinsam Stellung zum „Haider-Skandal“.

Sie sorgten mit umstrittenen Gags über die Trauer um Jörg Haider für Wirbel: Protestanrufe nach Stermanns & Grissemanns ORF-Show Willkommen Österreich, sogar Morddrohungen folgten. Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler ersuchte den Rektor der Uni Klagenfurt, den für 11. 12. geplanten Auftritt mit der Deutschen Kochschau zu verhindern. Schließlich sagten die Satiriker selbst ab.

In Wien präsentierten sie am Freitag die Best-of-DVD "Wollt Ihr das totale Sieb?!" (die am 27.11. in den Handel kommt) – und gaben ÖSTERREICH ein Interview, in dem erstmals beide zur „Causa Haider“ Stellung nehmen.

ÖSTERREICH: Warum erscheint die neue DVD gerade jetzt?

Christoph Grissemann: Der Termin stand schon seit einem halben Jahr fest als man noch nicht wusste, welchen Wirbel diese lächerliche Haider-Affäre aufschlägt.

ÖSTERREICH: Ihr seid nicht als politische Kabarettisten bekannt. Wie fühlt ihr euch jetzt nach der Haider-Diskussion?

Grissemann: Wir haben 52 Sendungen Willkommen Österreich gemacht, nur eine davon über Haider – das ist ein Ausrutscher, durch den man ins politische Blickfeld gerät.

Wir befassen uns mit medialen Ereignissen. Dass Haider gestorben ist, war halt gerade Thema. Man kann darüber streiten, ob es geschmackvoll war oder nicht.

Dirk Stermann: Ich glaube, dass wir uns weiter aus dem Fenster lehnen als andere. Das führt dann halt dazu, das finde ich auch ok, das Leute uns Scheiße finden während andere sagen: Das ist notwendig. In dieser Ambivalenz leben wir halt.

ÖSTERREICH: Was gab den Ausschlag für eure Absage des Auftritts in Klagenfurt?

Stermann: Es gab diese Drohungen, aber man muss auch darüber diskutieren, was der Landeshauptmann dazu gesagt hat – das kann ein LH nicht sagen. Trotzdem: Wir treten deshalb nicht auf, weil es Drohungen gab, die auch auf Leute aus unserem Umfeld übergegriffen haben.

Grissemann: Aber einem lustigen Abend in Kärnten im Februar steht meiner Meinung nach nichts im Wege.

Stermann: Wir haben an der Uni Klagenfurt schon so viele super Auftritte gehabt, vor vollem Haus. Von mir aus soll das BZÖ jetzt das Glück haben, das ein Mal verhindert zu haben. Der Chef des Senats der Uni hat uns einen großartigen Brief geschrieben. Darin steht, dass 650 Jahre Meinungsfreiheit an österreichischen Universitäten noch immer gelten und er sich auf unseren nächsten Besuch freut. Kärnten ist ein großartiges Bundesland mit tollen Leuten, es gibt halt ein paar Schwachmaten.

Grissemann: Aber das ist in jedem Bundesland so.

Stermann: Ich will mir die Kärntner, die ich kenne, nicht vermiesen lassen. Ich lebe lange genug in Österreich, dass ich das gleiche Recht habe, Kärnten gut zu finden wie ein Kärntner.

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