Mord bei Gericht

"Er war eine tickende Zeitbombe"

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Johann P.s Ex-Manager Peter Pazmann beschreibt den Künstler.

Obwohl er von den Frauen nur enttäuscht war, war Johann P. ein Suchender. Lisa R., eine Frau, die den Mann mit dem Kürzel grafik152 kennenlernte, beschreibt, auf welchen Typ der Niederösterreicher stand: „Sehr klug, sehr gebildet, sehr hübsch, aber auch sehr devot. Denn Johann ist extrem aufbrausend und duldete kaum Widerspruch.“

Kunstexperte Peter Pazmann, der Johann P. mit der Crème de la Crème der Kunstszene bekant machte, erzählt im ÖSTERREICH-Interview, wie sein ehemaliger Schützling wirklich tickt, welche Neurosen und Ängste ihn geplagt haben. Und warum er schließlich zum Amokläufer wurde.

ÖSTERREICH: Wie haben Sie vom Mord von Johann P. erfahren?
Peter Pazmann: Ich sah Johann P. in den TV-Nachrichten. Ich habe ihn sofort erkannt, war schockiert.

ÖSTERREICH: Wie und wann haben Sie ihn kennengelernt?
Pazmann: Ich war sein Manager, habe ihn mit Ernst Fuchs und Manni-Sayn Wittgenstein bekannt und groß gemacht.

ÖSTERREICH: Wie haben Sie ihn als Künstler erlebt?
Pazmann: Sein Hauptbild, der Harlekin, ist sein seelisch biografisches Werk. Es ist ein fiktives Gesicht, das Traurigkeit ausstrahlt – die war in seinem Leben dominant. Er war ein ewig Suchender – nach perfekter Liebe und beruflicher Erfüllung. Im einen Moment war er himmelhoch jauchzend, im anderen zu Tode betrübt. Er ist Zigeuner, hatte eine schwierige Kindheit, und sechs seiner Geschwister sind im KZ umgekommen. Er war stolz auf seine Herkunft, aber immer eine tickende Zeitbombe.

ÖSTERREICH: Er mordete wegen der Gattin. Wie war sein Verhältnis zu Frauen?
Pazmann: Er war ewig auf der Suche nach der Richtigen. Die Frauen haben sich die Klinke in die Hand gegeben. Er war ein Draufgänger, war oft eifersüchtig. Ist seine Freundin oder Frau nur zehn Minuten zu spät gekommen, hat er total durchgedreht. In letzter Zeit hat sich sein Leben auf die Schule und seinen Sohn fokussiert. Er hat sich vermehrt in Singlebörsen herumgetrieben.

ÖSTERREICH: Wie haben Sie seine Alkoholsucht erlebt?
Pazmann: Er hat viel getrunken, oft extrem. Da war er nicht mehr berechenbar.

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