Denis (16)

"Ich hatte Angst, ich musste weg"

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Der 16-jährige Denis soll wie seine ganze Familie in den Kosovo abgeschoben werden. Deswegen ist er auf der Flucht.

Heute vor einer Woche passierte es. Die Wohnung der Kosovo-Familie Zeqaj aus Wieselburg wurde von der Polizei gestürmt, alle sollten abgeschoben werden, weil der Vater straffällig geworden war. Denis, der ältere der beiden Söhne, riss daraufhin von zu Hause aus und ist seitdem auf der Flucht vor Behörden und der Polizei. ÖSTERREICH erreichte ihn auf vielen Umwegen zu einem geheimen Interview:

ÖSTERREICH: Seit Dienstag sind Sie weg. Abgetaucht. Ihre Familie macht sich große Sorgen um Sie. Wie geht es Ihnen auf der Flucht?
Denis Zeqaj: Mir geht es schlecht, ich habe Angst und ich habe seit Dienstag keinen Kontakt mit meiner Familie. Also weiß ich auch nicht wie es meiner Mutter und meinem kleinen Bruder geht.
ÖSTERREICH: Warum sind Sie am Dienstag einfach weggelaufen und wo sind Sie jetzt?
ZEQAJ: Ich bin bei Freunden und wechsle ständig mein Quartier und mein Handy, damit mich die Polizei nicht findet. Als am Montag der Abschiebebefehl kam und wir zur Polizei mussten, hab ich solche Angst bekommen, dass ich weg musste. Verstehen Sie, ich will nicht in den Kosovo, dort habe ich nichts verloren. Mein Leben ist in ­Österreich. Ich will hier arbeiten und hier leben.
ÖSTERREICH: Auch Ihre Mutter und Ihr Bruder sind untergetaucht, weil Ihre Mutter ohne Sie nicht gehen wollte. Wie soll das weitergehen?
ZEQAJ: Ich weiß nicht, aber ich wünsche mir so sehr, dass wir unser Visum bekommen. Sehen Sie, ich bin in Baden bei Wien geboren, war dann mit meiner Familie in Deutschland und wieder in Österreich. Ich war ein Mal im Kosovo in meinem Leben. Das ist mir alles so fremd. Ich kann nicht einmal albanisch lesen oder schreiben.
ÖSTERREICH: Die Polizei kam am Montag, weil Ihr Vater straffällig geworden war.
ZEQAJ: Aber, wenn einer Probleme hat, warum müssen dann alle gehen? Außerdem wusste ich nicht einmal, dass mein Vater Probleme hatte.
ÖSTERREICH: Möchten Sie Ihrer Mutter und Ihrem Bruder etwas mitteilen?
ZEQAJ: Ich vermisse Dich und Haxhi und ich hab Euch sehr lieb. Ich hoffe, alles wird doch noch gut.

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