A22-Todescrash

Millionen-Klage gegen Bundesheer

Teilen

Schöner Erfolg für ÖSTERREICH: Der Truppenplatz neben der Autobahn wird dicht gemacht. Nach dem Todes-Crash droht Heer eine Millionenklage.

In einer Woche soll der Bericht des Bundesheeres an die Staatsanwaltschaft fertig sein. Dann wird entschieden, ob die Heeresübung mit Nebelgranaten neben der A22 für Unfall mit einer Toten und sieben Verletzten verantwortlich war.

Sollte dies zutreffen und Anklage erhoben werden, wird das für den Steuerzahler teuer. Denn dem Bundesheer droht eine Klage in Millionenhöhe. „Sollten Schadenersatzforderungen gestellt werden, wird die Republik verklagt“, bestätigt Stefan Hirsch, Sprecher von Minister Norbert Darabos im ­ÖSTERREICH-Gespräch.

Minister-Weisung
Doch schon vor dem Ergebnis der Bundesheer- Untersuchungskommission reagiert Darabos. Gestern hat er per Weisung den Garnisonsübungsplatz Korneuburg „für den Einsatz von Rauch erzeugenden Mitteln auf permanenter Basis gesperrt“. Das bedeutet, nie wieder wird auf diesem Platz eine Granate gezündet (siehe Interview).

Minister Darabos im Interview
ÖSTERREICH:
Welche Konsequenzen ziehen Sie jetzt nach dem tödlichen Unfall?
Norbert Darabos: Durch die unmittelbare Nähe zur Autobahn ist das Risiko für den Einsatz von Nebenhandgranaten einfach zu hoch. Unabhängig von der Schuldfrage im konkreten Fall habe ich per Ministerweisung angeordnet, dass dort keine Rauch erzeugenden Mittel mehr verwendet werden dürfen.
ÖSTERREICH: Ist das genug?
Darabos: Nein, das ist nicht genug. Ich habe den Generalstab auch angewiesen, alle Übungsplätze des Bundesheeres in Hinblick auf die Sicherheitsbestimmungen zu überprüfen.
ÖSTERREICH: Der verantwortliche Oberleutnant hat bereits ein Disziplinarverfahren. Wird er jetzt vorerst vom Dienst suspendiert?
Darabos: Es gilt die Unschuldsvermutung, man darf niemanden vorverurteilen. Die Disziplinarbehörde arbeitet. Auch zum eigenen Schutz wird der Ausbildungsleiter mit einer anderen Aufgabe betraut.
ÖSTERREICH: Sollte es zu einer Anklage kommen, drohen Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe ...
Darabos: Die Untersuchungen laufen. Erst muss alles lückenlos aufgeklärt werden. Ein ordentliches Gericht wird im Falle einer Anklage über Schadenersatz entscheiden.
ÖSTERREICH: Hat das Krisenmanagement des Heeres funktioniert?
Darabos: Wir haben gezeigt, dass wir Vorwürfen konsequent nachgehen. Nichts soll unter den Teppich gekehrt werden. Dazu fühle ich mich als Ressortchef verpflichtet.

Der zu geringe Abstand zwischen gezündeten Granaten und Autobahn hat für den verantwortlichen Übungsleiter bereits zu einem Disziplinarverfahren geführt. Wie ÖSTERREICH aufdeckte, war es Donnerstag vor einer Woche zu einem verheerenden Unfall auf der A22 gekommen. Durch plötzlich aufgetretenen Nebel, der vermutlich von der Bundesübung auf die Autobahn zog, waren kam es zu einem fatalen Autocrash. Eine Frau verbrannte in ihrem Pkw hilflos. Die Unfallopfer sprachen später davon, plötzlich durch ­eine „eine schwarze Wand“ gefahren zu sein.

Obduktion
Diese tote Slowakin wird jetzt zum Knackpunkt für die Staatsanwaltschaft. „Es wird eine chemische Untersuchung von Gewebeproben gemacht, um zu eruieren, ob und welcher Rauch eingeatmet wurde“, so Friedrich Köhl von der Staatsanwaltschaft Korneuburg.

Der zweite Kritikpunkt, den couragierte Rekruten via ÖSTERREICH aufgedeckt hatten, soll damit ebenfalls geklärt werden – ob das Bundesheer seine Hilfsleistungspflicht wahrgenommen hat. Also: Hätte man der Frau helfen können, ehe die Rettung eintraf.

Jener Rekrut, der sich an ÖSTERREICH gewandt hat, bestätigte gestern erneut. „Wir durften nicht helfen, das ist die Wahrheit.“

Foto (c) Andreas Vogl

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.