Mon-Chéri-Anschlag

Mord-Versuch an Ortschef: Wende im Fall?

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Sitzt ein Unschuldiger für einen Mordversuch? Gericht erhöht Druck auf Gutachter.

Für Helmut O., jenen ehemaligen Winzer aus Spitz, geht es um jeden Tag. Er sitzt wegen Mordversuchs an dem früheren Bürgermeister Hannes Hirtzberger lebenslänglich hinter Gittern, beteuert jedoch auch nach fast neun Jahren seine Unschuld. Er hat stets bestritten, den Ortschef mit einer mit Strychnin versetzten Mon-Chéri-Praline vergiftet zu haben.

Nach zwei neuen Untersuchungen aus Österreich und Deutschland soll sein Verfahren neu aufgerollt werden. Der renommierte Wiener Strafrechtler Wolfgang Blaschitz vertritt den verurteilten 55-Jährigen. Doch der gerichtsmedizinische Gutachter in der Causa scheint deutlich mehr Zeit zu haben als der Insasse hinter Gittern. Er war bislang terminlich außerstande, 16 Fragen zu beantworten, die ihm das zuständige Gericht aufgetragen hat. Bis Ende April wurde ihm jetzt eine letzte Frist gesetzt.

Es geht um die entscheidende Frage, ob der Mordversuch an dem Bürgermeister technisch überhaupt möglich war, wie dies im Urteil gegen den Winzer begründet wurde. Die Gutachter glauben, dass die Menge Strychnin, die zur Vergiftung des Bürgermeisters geführt hat, niemals in eine Praline gepasst hätte. Verteidiger Blaschitz: "Das ist, als wenn Sie einen Doppler in ein Seidl-Glas kippen wollten." Angeblich hätte es 17 Mon Chéris bedurft, um den Anschlag zu verüben.

Von der Beantwortung der 16 Fragen hängt ab, ob es ein Wiederaufnahmeverfahren geben wird, der Verteidiger ist trotz aller Unwägbarkeiten zuversichtlich.

Wiederaufnahme: 1. Versuch gescheitert

Lebenslänglich. Helmut O. hatte bereits 2016 ein Wiederaufnahmeverfahren angestrebt, den Antrag aber hierzu zurückgezogen, weil er mit der Vorgehensweise seines damaligen Anwalts nicht einverstanden war. Die Zeit ist seitdem verstrichen, weil der Ex-Winzer erst ausreichend Geld für die neuen Gutachten auftreiben musste.

Ursprünglich war er zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Das Höchstgericht machte daraus jedoch 2009 lebenslänglich.

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