Urteil in St. Pölten

Sechs Jahre Haft für voest-Schützen

Teilen

Der Schütze von Traisen muss sechs Jahre hinter Gitter - wegen versuchten Mordes.

Ein 49-Jähriger, der am 4. September 2008 auf dem Werksgelände der Voest-Alpine in Traisen (Bezirk Lilienfeld) einen Ex-Arbeitskollegen angeschossen hat, wurde am Mittwoch am Landesgericht St. Pölten zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Zusätzlich wurde eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verfügt. Der nicht rechtskräftige Schuldspruch erfolgte wegen versuchten Mordes.

Cobra-Einsatz
Der 49-Jährige habe aus zwei bis drei Metern aus einer Selbstladepistole einen Schuss abgegeben, der den Vorarbeiter am linken Oberarm streifte, und dem Mann eine Fleischwunde zufügte. Der Angeklagte hatte sich danach am Tatort verschanzt und wurde erst nach Stunden von Kräften der Polizei-Spezialeinheit "Cobra" überwältigt.

Beim Prozess stellte der 49-Jährige stets in Abrede, vorgehabt zu haben, den 54 Jahre alten ehemaligen Vorarbeiter zu töten. Vielmehr habe er dem Mann durch Vorhalten der Pistole nur Angst spüren lassen wollen: Jene Empfindungen, die Angeklagte hatte, als er bei Arbeiten auf einem Glasdach auf dem Voest-Gelände zu einem Disput mit dem Vorgesetzten kam. Danach hätte sich der Beschuldigte selbst töten wollen. Der Schuss auf den 54-Jährigen hätte gar nicht erfolgen sollen, er habe sich vorschnell gelöst, als er die Waffe in der Hand hielt, meinte der Angeklagte zu Helmut Weichhart, Richter des vorsitzenden Geschworenensenats.

Der Vorfall auf dem Dach der Voest hatte für den 49-Jährigen, der bei einer Leiharbeiterfirma beschäftigt war, Konsequenzen. Der Darstellung des Angeklagten zu Folge beschwerte sich sein Vorarbeiter beim Meister, wenig später war der Beschuldigte seinen Job los. "Nach der Entlassung ist mein Leben kaputt geworden", so der 49-jährige Angeklagte bei dem Prozess. Schuld daran habe sein ehemaliger Vorgesetzter gehabt.

Streit mit Ehefrau
Der Zwischenfall auf dem Dach passierte eineinhalb Jahre vor dem Schuss auf dem Werksgelände. Zu den nach der Kündigung aufkommenden ständigen finanziellen Sorgen sei am Vorabend der Tat auch noch ein Streit mit der Ehefrau hinzugekommen. "Da habe ich gedacht: Wenn die mich nicht mehr liebt, hat das alles keinen Sinn mehr". Er habe Selbstmord verüben wollen, sich jedoch "nicht stillschweigend im Wald erschießen". Der 49-Jährige habe der Öffentlichkeit erläutern wollen, warum es dazu gekommen sei, dass er nicht mehr leben wollte.

"Er hat gesagt 'Ich bin Schuld', dass es ihm so schlecht geht. Und dann hat es schon gekracht". Mit diesen Worten schilderte das 54-jährige Opfer die Tat auf dem Voest-Gelände. Nach dem Schuss ergriff der Mann die Flucht. Er träume heute noch von dem Vorfall, so der 54-Jährige,

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.