Wiener Neustadt

Studenten manipulierten Bankomaten

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"Skimming"-Prozess endete mit Schuldsprüchen: Je 3,5 Jahre Haft.

Mit Schuldsprüchen wegen schweren gewerbsmäßigen Diebstahls und Fälschung unbarer Zahlungsmittel im Rahmen einer kriminellen Organisation hat am Montag am Landesgericht Wiener Neustadt der Skimming-Prozess gegen zwei Bulgaren geendet. Die Männer (Jahrgänge 1977 und 1985) wurden im Sinne der Anklage nicht rechtskräftig zu jeweils dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Männer erbaten Bedenkzeit. Der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab.

Dem Duo war zur Last gelegt worden, von Mai 2012 bis Anfang März dieses Jahres in Wien und Niederösterreich unzählige Bankomaten manipuliert und die Pincodes und Magnetstreifendaten an Komplizen ins Ausland transferiert zu haben. Der angeklagte Schaden hatte auf mehr als 1,1 Millionen Euro gelautet.

So liefen die Skimming-Attacken
Die Wirtschaftsstudenten aus Sofia legten nur Teilgeständnisse ab. Die sogenannten Skimming-Attacken auf Bankomatgeräte wurden folgendermaßen ausgeführt: Mit Doppelklebestreifen wurde eine Minikamera am Tastaturfeld des Bankomats befestigt. Sobald ein Bankkunde seinen Pincode eintippte, wurde die Zahlenkombination automatisch geknipst. Gleichzeitig wurde an dem Geldausgabe-Automaten auch ein Kartenlesegerät zum Erfassen der Magnetstreifendaten festgemacht. Mehrere Stunden ließen die Täter diese Manipulationen auf den Bankomaten. Danach holten sie die Skimming-Geräte wieder ab. Das gaben die Angeklagten auch zu. Aber dass sie die so gesammelten Daten von nichts ahnenden Österreichern an Komplizen ins Ausland weitervermittelten, davon wollten die Bulgaren nichts wissen.

Dabei soll es sich um eine weltumspannende Organisation handeln. Zeitgleich mit den Manipulationen in Österreich waren laut Anklageschrift in folgenden Ländern Mittäter aktiv: In der Dominikanischen Republik, in Peru, den USA, auf den Philippinen in Kenia, Kanada und Ecuador wurden die von den heimischen Bankomaten geklauten Daten auf Bankomatkartenrohlinge kopiert und sofort damit Geld behoben.

Sie hätten sich gegen eine einmalige Zahlung von je 5.000 Euro zu den Bankomatmanipulationen hinreißen lassen. Man habe ihnen nur gesagt, „dass sie dann mit dem Geld der Leute einkaufen gehen“, so die Version der Angeklagten. Mehr hätten sie nicht gewusst. „Hier sitzen zwei kleine naive Trotteln“, meinte der Verteidiger: „Ein schönes Leben führen die, die sich bereichert haben. Aber meine Mandanten sitzen in Untersuchungshaft.“

Verhaftet wurden die nun in Wiener Neustadt Beschuldigten übrigens, weil einem Bankkunden in Wien die Manipulation an einem Bankomaten aufgefallen war. Die auf diese Art der Kriminalität spezialisierte Kripo-Mannschaft rückte unverzüglich in Zivil an. Da standen die beiden Bulgaren noch am Tatort.


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