Nach Vierfach-Mord

Verdächtiger weiter auf der Flucht

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In Strasshof kam es in der Nacht auf Mittwoch zu einem Vierfach-Mord. Vom flüchtigen Täter fehlt aiuch weiter noch jede Spur.

Der mutmaßliche Täter ist nach wie vor verschwunden, doch es gibt erste Hinweise bei der Polizei. Josef Branis sei in Wien oder in Niederösterreich gesehen worden, so Preining. Die Beschreibungen seien jedoch eher vage gewesen. Preining meinte aber, dass es bei der Suche nach dem Tatverdächtigen seitens der Exekutive "aktive Ermittlungen in bestimmte Richtungen" gebe. "Auch im Ausland", sagte der Polizeioffizier. Näheres dazu wurde aus kriminaltaktischen Gründen nicht bekanntgegeben.

Internationaler Haftbefehl
Gegen den Verdächtigen besteht internationaler Haftbefehl. Womöglich gehe der 66-Jährige der Exekutive bei einer Kontrolle ins Netz, auch ein Selbstmord des mutmaßlichen Vierfachmörders wurde nicht ausgeschlossen.

Mit Pistole erschossen
Seine Schwester, seinen Bruder sowie deren Ehepartner dürfte der 66-Jährige mit einer Pistole erschossen haben. Bei den Opfern wurden Patronenhülsen mit dem Kaliber 7.65 gefunden. Dies sei "typische Munition für ältere Pistolen, auch östlicher Herkunft", so Preining.

Die vier Erschossenen waren 59 bis 67 Jahre alt. Der Tatverdächtige könnte nach wie vor bewaffnet sein. Das Ergebnis der Obduktion der Opfer wurde noch für Donnerstag erwartet. Ob davon Details bekanntgegeben werden, stand noch nicht fest.

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© oe24

Fahndungsfoto des mutmaßlichen Täters (c) Polizei

Hinweise erbeten
Rund um die Suche nach dem Tatverdächtigen ersucht die Polizei weiter um Hinweise aus der Bevölkerung (Telefonnummer 059133-30-3333). Preining wies darauf hin, dass Josef Branis für gewöhnlich "ziemlich starke Brillen trägt". Das von der Exekutive am Mittwoch veröffentlichte Foto zeigt den 66-Jährigen ohne Gläser.

Wohnungsstreit als Auslöser
Streitigkeiten um eine Wohnung in Wien, aus der der Mann delogiert wurde, dürften Auslöser für die Taten in Strasshof gewesen sein. Die Polizei vermutet, dass der 66-Jährige nach den tödlichen Schüssen einen Zug genommen und davongefahren war. Das Fahrrad des Verdächtigen wurde in der Nähe der Schnellbahnstation Silberwald zwischen Strasshof und Gänserndorf gefunden.

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Wieder Strasshof
Erneut stand Strasshof, also jener Ort an der Nordbahn, in dem Natascha Kampusch jahrelang unbemerkt in einem Keller gefangen gehalten worden war, am Donnerstag im Mittelpunkt des Medieninteresses. In zwei Häusern der Ortschaft wurden die Leichen von vier Verwandten des 66-Jährigen gefunden, die er mutmaßlich mit Schüssen getötet hat.

Morde durch Abgängigkeitsanzeige entdeckt
Die Morde waren entdeckt worden, weil Josef Branis als abgängig gemeldet wurde. Die Tochter des 66-Jährigen erstattete Anzeige, weil sie ihren Vater nicht erreichen konnte. Als die Polizei die Geschwister von Branis erreichen wollte, meldete sich niemand. Darauf hielt man in den Häusern in Strasshof Nachschau und entdeckte die Leichen.

Fassungslosigkeit am Tatort
Am Tatort in der Kleistgasse 7 herrschte Mittwoch Fassungslosigkeit. "Das waren ganz liebe Leute, haben immer nett gegrüßt", meinte ein Nachbar über das ältere Ehepaar. Erst am Dienstag habe er die beiden noch gesehen, als sie mit dem Auto an ihm vorbeigefahren seien. "Ich kann das nicht glauben, es ist furchtbar", so der Mann. "In der Gegend hier ist es sehr friedlich. Warum das passiert ist, ich kann es mir einfach nicht erklären", rang der Anrainer mit der Fassung.

An einer Tankstelle, an der Hauptstraße in Strasshof gelegen, war der Vierfachmord ebenfalls allgegenwärtig. "Jetzt sind wir wieder in den Schlagzeilen, zwei Jahre nach Kampusch (Fall Natascha Kampusch, Anm.) wieder so ein Verbrechen bei uns", meinte ein Strasshofer, der vor der Arbeit Sprit in sein Auto füllte. "Einfach schlimm, ein Wahnsinn", meinte die Tankstellenangestellte mit leiser Stimme. Wütend und aufgebracht gab ein weiterer Mann: "Hoffentlich finden sie den Täter".

Im Haus in der Kleistgasse waren Mitglieder der Tatortgruppe des Landeskriminalamtes Niederösterreich (LKA NÖ) mit Erhebungen beschäftigt. Davor waren vier Polizisten postiert. Für anwesende Nachbarn und Medienvertreter bot sich am Ort des Verbrechens ein schreckliches Bild: Hinter einer eingeschlagenen Scheibe war Mittwoch früh noch eine erschossene Frau zu sehen. Sie lag tot im Eingangsbereich des Hauses.

Während einzelne Nachbarn den mutmaßlichen Vierfach-Mörder am Mittwoch eher als "komischen" Einzelgänger einstuften, hat die Hausbesorgerin des ehemaligen Wohnhauses des Mannes in Wien-Döbling ein anderes Bild gezeichnet. "Dieser Mann war wirklich nett", erzählte sie am späten Nachmittag. Hilfsbereit sei er gewesen und er habe immer lustig mit ihr geplaudert. Die Tat sei auf jeden Fall ein "Wahnsinn" und "schrecklich".

Foto: (c) APA

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