Zwettl

So kam es zum Todes-Drama im Brunnen

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Vater (54), Tochter (26) und Schwiegersohn (33) tot - Spendenkonto eingerichtet.

Nach dem tragischen Tod dreier Menschen - Vater, Tochter und Schwiegersohn - am Sonntagabend in einem Brunnenschacht herrschte Fassungslosigkeit in der Waldviertler Marktgemeinde Schönbach (Bezirk Zwettl). Die Leichen sollen nunmehr am Dienstagabend obduziert werden, sagte Polizeisprecher Markus Haindl.

CO2-Vergiftung
Die Männer (54 und 33 Jahre alt) und die Frau (26) dürften an Kohlendioxid-Vergiftung gestorben sein, wie es am Montagnachmittag hieß. Es sei eine "höhere CO2-Konzentration festgestellt" worden, korrigierte Franz Resperger, Sprecher des Landeskommandos NÖ, ursprüngliche Angaben. In der Luft in dem Brunnen seien laut Messungen nur 14 Volumprozent Sauerstoff gewesen. Es dürften sich Gärgase gebildet haben, weil möglicherweise Gras oder Grünschnitt in dem Schacht waren.

Die Umstände, unter denen die drei Menschen ums Leben gekommen waren, seien noch nicht geklärt, betonte die Polizei. Ein "wesentliches Kriterium" sei das vorläufige Ergebnis der Obduktion, das am Mittwoch erwartet werde. Die Blutauswertung werde noch längere Zeit in Anspruch nehmen. Faktum sei, dass die beiden Männer und die Frau in dem Brunnenschacht nahe einem Bauernhof im Ortsteil Fichtenhöfen von Schönbach das Bewusstsein verloren hatten.

Für die beiden Männer kam jede Hilfe zu spät. Wiederbelebungsmaßnahmen blieben erfolglos. Die laut den Einsatzkräften schwangere Frau wurde von "Christophorus 2" abtransportiert. Sie war zunächst erfolgreich reanimiert worden, starb jedoch auf dem Weg in ein Krankenhaus.

Spendenkonto eingerichtet
"Man kann es nicht in Worte fassen", sagte Ewald Fröschl (ÖVP), Bürgermeister der etwas mehr als 800 Einwohner zählenden Waldviertler Marktgemeinde, am Tag nach der Tragödie. "Wir wollen so gut wie möglich helfen. Und das werden wir auch tun." So sollen Zivildiener in der Landwirtschaft der Familie zur Unterstützung herangezogen werden. Die im Juli 2010 gegründete "Initiative Schönbach" für in Not geratene Gemeindebürger werde den Hinterbliebenen - es handelt sich um die Ehefrau des 54-Jährigen und den 87 Jahre alten Vater - ebenfalls Hilfe leisten. Nicht zuletzt haben der Verein und die Gemeinde ein Spendenkonto (AT18 3299 0000 0300 3555) eingerichtet.

Schacht neu errichtet
Der Brunnenschacht war laut dem Bürgermeister neu errichtet worden. Es sei "fast kein Wasser drinnen". Der 54-Jährige sei beim Schwammerlsuchen gewesen und habe den Brunnen offenbar kontrollieren wollen. Weil der Mann nicht nach Hause zurückkehrte, sei nach ihm gesucht worden. In der Folge stiegen auch die 26-jährige Tochter und der Schwiegersohn (33) in den Schacht. Sie verloren wie der 54-Jährige das Bewusstsein.

In Schönbach kamen nach dem tragischen Unfall auch Kriseninterventionsteams des Roten Kreuzes zum Einsatz. Sie mussten Familienangehörige ebenso betreuen wie Helfer der Feuerwehr.

So gefährlich ist Gärgas
Gärgas Kohlendioxid (CO2) ist geruchlos, schwerer als Luft, unsichtbar, im gesamten Raum verteilt und hoch gefährlich. Die Gesundheitsgefahr wird stark unterschätzt, warnt die AUVA. Gärgas führt jedes Jahr zu tödlichen Arbeitsunfällen. Die berühmte brennende Kerze im Weinkeller ist kein geeignetes Mittel zur Verhütung von Unfällen.

Gärgase können Körperfunktionen stark beeinträchtigen, die gefährlichen Prozesse laufen so rasch ab, dass den Betroffenen kaum Zeit zum Reagieren bleibt, berichtet Bernd Toplak, stellvertretender Leiter des Unfallverhütungsdienstes der AUVA-Landesstelle Wien. Schon eine geringfügig erhöhte Kohlendioxid-Konzentration bewirkt eine Beeinträchtigung wie zum Beispiel Schläfrigkeit.

Bei einer Bergung von CO2-OPfern kann nur von Umluft unabhängiger Atemschutz schützen. Atemschutzfilter (Partikelfiltermasken, Gasfilter, usw.) helfen nicht.



 






 



 



 

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