Wels

Brandanschläge: Offizier vor Gericht

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Motiv soll Unzufriedenheit mit der Heeresreform gewesen sein.

Nach Brandanschlägen auf Heeresfahrzeuge mit mehreren 100.000 Euro Schaden, Vandalenakten, Drohungen gegen den oö. Militärkommandanten Kurt Raffetseder und Schmieraktionen muss sich ein 50-jähriger Unteroffizier seit Mittwoch vor dem Landesgericht Wels verantworten: Ihm werden Brandstiftung, Sachbeschädigung und gefährliche Drohung aus politischen Motiven vorgeworfen. Er leugnet die Taten.

Die Serie von Vorfällen, die dem Mann zur Last gelegt werden, dauerte von 2007 bis 2012, könnte aber auch weiter zurückreichen. Motiv für die Taten war offenbar Unzufriedenheit mit dem System, in Schmierereien wird immer wieder auf die Heeresreform 2010 Bezug genommen. Die Behörden hielten sich in der Sache jahrelang bedeckt.

Feuer
In der Hessenkaserne in Wels ging am 12. November 2010 ein Truppentransporter in Flammen auf. Das Feuer griff auf neun weitere über. Der Schaden wird mit 3.500 Euro beziffert. Im Mai 2012 brannten sieben Wagen in der Kaserne Hörsching, der Schaden betrug laut Staatsanwaltschaft an die 300.000 Euro. Zudem soll der Angeklagte die Autos zweier Kommandanten angezündet haben.

Vandalenakte
Darüber hinaus legt die Anklage dem Mann noch etliche Vandalenakte zur Last: Zäune von Kasernen wurden durchschnitten, Fahnenmasten beschädigt, ein Fenster und ein Scheinwerfer eingeschlagen etc. Zudem wurden zahlreiche Schmierereien - meist mit dem Wortlaut "2010, so nicht" oder ähnlich - angebracht. Ein Plakat, das dem Landeskommandanten Kurt Raffetseder weitere Anschläge androhte, wertet die Anklage als gefährliche Drohung.

Unzufriedenheit als Motiv?
Als Motiv sieht die Anklage Frustration und Unzufriedenheit mit der Heeresreform 2010. Der 50-Jährige sagte hingegen vor Gericht: "Ich war immer ein Gewinner der Reform." Auch habe er nie ein Problem oder einen Konflikt mit Raffetseder gehabt. Der Beschuldigte leugnet sämtliche Vorwürfe und bekannte sich nicht schuldig.

DNA-Spuren ausgewertet
Die Staatsanwaltschaft will dem 50-Jährigen in dem Indizienprozess dennoch nachweisen, dass er für die Serie verantwortlich ist. Bereits Ende der 1980er-Jahre bzw. 1990 habe es einen Anschlag und mehrere "Bekennerbriefe" gegeben, führte Staatsanwalt Franz Haas aus. Diese Taten seien zwar mittlerweile verjährt, aber auf den Briefen von damals sei bei einer neuerlichen Untersuchung anlässlich der aktuellen Serie die DNA des Angeklagten gefunden worden. Das habe zu Ermittlungen gegen den Unteroffizier geführt. Zudem sei er auf einem Überwachungsvideo von mehreren Kollegen erkannt worden, so Haas.

Verteidiger: "Unlogisch"
Der Verteidiger verwies hingegen auf Unterschiede zwischen dem 50-Jährigen und der Gestalt auf dem Video. Zudem habe sein Mandant kein Motiv gehabt. Als der Anschlag 1990 verübt wurde, habe er als Zeitsoldat bereits abgerüstet gehabt und zwischenzeitlich bei den ÖBB gearbeitet. Erst danach sei er wieder zurück zum Heer gekommen. "Er ist wieder in ein Modell eingetreten, das er zuerst mit Anschlägen bekämpft haben soll - unlogisch", sagte der Anwalt.

Im Lauf des Prozesses sollen mehrere Zeugen und Sachverständige zu Wort kommen. Ein Urteil des Schöffensenats dürfte am Mittwoch noch nicht gesprochen werden.

 

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