Vorwürfe an FBI

Nussbaumers Mutter: "Bin entäuscht und traurig"

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Nach der Verschleppung im Irak sind vier Kameraden des Österreichers Bert Nussbaumer tot. Seine Mutter hofft noch auf ein Wunder. Unterdessen wird Kritik am FBI laut, das kein Lösegeld für die US-Geiseln zahlen wollte.

Maria Nussbaumer, die Mutter des am 16. November 2006 im Irak entführten Bert Nussbaumer, spricht in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota - wo sie derzeit die Familienangehörigen der anderen Entführungsopfer besucht und an einer Pressekonferenz teilnimmt - in einem berührenden Interview mit ÖSTERREICH (Samstag-Ausgabe) über ihre Situation: "Ich bin positiv überrascht, wie gefasst sie alle sind, fast ein wenig fröhlich wirkt es hier. Trotz der wirklich furchtbaren Nachrichten, die alle in den letzten Tagen ertragen hatten müssen. Mütter, Väter, Onkel, Geschwister, Kinder, alle stützen sich gegenseitig und spenden Trost. Ich bin froh, in diesen schweren Stunden hier zu sein."

"Ich glaube, dass er noch am Leben ist!"
Die Mutter gibt sich weiter optimistisch, was das Leben von Bert betrifft. "Ich will nicht aufgeben! Ich glaube so lange an die Chance, dass er doch noch am Leben ist, bis das Gegenteil bewiesen ist. Man hofft halt doch bis zuletzt an ein Wunder! Aber es ist eine emotionale Qual. Besonders nachdem es jetzt jeden Tag neue Nachrichten gibt über die Bekanntgabe von Namen weiterer Leichen, die ja auch Berts Arbeitskollegen waren. Ich fühle mit den anderen Familien mit."

Schwere Vorwürfe gegen FBI
Die Angehörigen der im November 2006 im Irak entführten Geiseln erheben in den USA schwere Vorwürfe gegen das FBI. Auch die Mutter von Bert Nussbaumer zeigt sich im Interview für die Samstags-Ausgabe der Tageszeitung ÖSTERREICH schockiert. Maria Nussbaumer, die Mutter der nach wie vor im Irak vermissten österreichischen Geisel, reagiert auf neue Erkenntnisse, die Angehörige der US-Geiseln auf den Tisch gelegt haben: "Ich bin enttäuscht und wütend."

"Es ist ein glatter Wahnsinn!"
Heute war bekannt geworden, dass die US-Behörden nie ernsthaft über die Freilassung der Geiseln verhandelt hatten, sogar ein Angebot der Entführer über nur 150.000 Dollar (umgerechnet weniger als 100.000 Euro) ignoriert hatten. Nussbaumer: "Nach all dem, was ich erfahren habe, wie viele Chancen verpasst wurden, bin ich entsetzt und traurig. Was ich hier erfahren habe, über all die Pannen - es ist ein glatter Wahnsinn." Lesen Sie hier mehr dazu.

Identität der fünften Leiche noch ungeklärt
Nachdem schon am Montag im Irak die Leichen zweier US-Geiseln gefunden worden waren, wurden auch am Donnerstag die sterblichen Überreste dreier weiterer Personen entdeckt und in die USA überführt. Drei Tote sind amerikanische Mitarbeiter einer US-Sicherheitsfirma, die gemeinsam mit dem Oberösterreicher Bert Nussbaumer im November 2006 entführt worden waren. Der vierter tote Amerikaner arbeitete für ein Logistikunternehmen.

Die drei identifizierten toten Arbeitskollegen Nussbaumers sind Joshua Munns, Paul Reuben und John Ray Young. Der vierte Tote, der Amerikaner Ronald Withrow, arbeitete für das Logistikunternehmen JPI Worldwide und wurde im Jänner 2007 entführt. Bei dem fünften, unbekannten Toten könnte es sich um Nussbaumer, aber auch um den Amerikaner Jonathon Cote handeln.

Seit November 2006 verschwunden
Am 16. November 2006 hatten Munns, Reuben, Young, Cote und Nussbaumer im Auftrag der amerikanischen Sicherheitsfirma Crescent Security Group einen Konvoi im Südirak begleitet, als sie gemeinsam mit neun Einheimischen überfallen und gekidnappt wurden. Tage später veröffentlichten die Entführer zunächst eine Audio- und danach eine Videobotschaft. Seither fehlte von ihnen jede Spur.

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