Drei Menschen tot

Weihnachtstragödie: Lehrerin verbrannt

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Die Lehrerin wollte noch mit ihren Eltern flüch­ten – vergeblich.

Das Unglück kam aus heiterem Himmel, jetzt ist die Bestürzung in Traun bei Linz grenzenlos: In der Nacht auf den Stefanitag kam eine ganze Familie in den Flammen ihres Hauses um. Die 58-jährige Volksschullehrerin Gertrude Hübchen und ihre Eltern Gertrude (85) und Wolfgang Leimlehner (82) hatten noch versucht, aus der Flammenhölle zu flüchten. Sie hatten keine Chance.

Naher Verwandter musste Brand mit ansehen
Die Nachbarn im Lärchenweg wurden gegen 1.00 Uhr aus dem Schlaf geschreckt. Lautes Knallen wie von Feuerwerkskörpern hallte über die Siedlung. Als sie aus dem Fenster blickten, sahen sie den hellen Schein der Flammen, die bereits aus den Fenstern und dem Dach von Gertrude Hübchens Einfamilienhaus schlugen. Der laute Lärm kam von berstenden Dachschindeln. Einer der Zeugen erstarrte vor Schreck – er ist ein enger Verwandter der Opfer, wohnt in derselben Gasse: Er sah das brennende Haus seiner Nichte Gertrude, bei der über die Feiertage sein Bruder und dessen Frau zu Besuch waren.

„Zwei Stockwerke standen im Vollbrand, Flammen schlugen aus dem Dach. Wir konnten das Gebäude erst gar nicht betreten, weil schon Decken eingestürzt waren“, schildert Einsatzleiter Oskar Reitberger. „Ein Auto stand in der Garage – wir vermuteten gleich, dass noch Leute im Haus sind.“ Die Einsatzkräfte hatten keine Chance gegen die Flammen. Erst später, als der Brand unter Kontrolle war, konnten mit einer Wärmebildkamera die Bewohner gesucht werden.

Im ersten Stock machten die Feuerwehrmänner die grausige Entdeckung: Sie fanden die bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Leichen – eine im Stiegenhaus, die anderen in Bettnähe. „Das deutet darauf hin, dass sie flüchten wollten“, so Sicherheitsdirektor Alois Lißl. Eine Obduktion und eine DNA-Analyse, die Wochen dauern kann, soll Klarheit über die Identität bringen.

Verdacht: Brandstiftung wurde ausgeschlossen
Die Ermittlungen gestalteten sich schwierig, weil das Haus teils eingestürzt ist. Schnell kamen Gerüchte von Brandstiftung auf, denn: Die Haustür stand offen, als die Einsatzkräfte eintrafen. Der Verdacht konnte aber von Brandermittlern ausgeschlossen werden. Feuerdruck hatte die Tür aufgefetzt.

Der Brand dürfte im Schlafzimmer von Gertrude Hübchen ausgebrochen sein. Vermutlich war eine brennende Kerze im Haus vergessen worden. Eine eindeutige Klärung ist aber nicht mehr möglich. „Schrecklich – und ausgerechnet zu Weihnachten“, ringt Bürgermeister Harald Seidl um Worte.

(hij)
 

Kinder weinen um Lehrerin

Gertrude Hübchen unterrichtete an der Volksschule Oedt – die Kinder liebten sie.

Nach den Ferien erwartet die Kinder der 4B an der Volksschule Oedt in Traun eine traurige Nachricht: Ihre Klassenlehrerin kommt nicht mehr zurück. Gertrude Hübchen (58) war von ganzem Herzen Lehrerin. „Sie war bei den Kindern sehr beliebt“, weiß Trauns Bürgermeister Harald Seidl.

Den Bürgermeister trifft der Tod der Frau auch persönlich: „Ich habe sie gut gekannt.“ Denn Gertrude Hübchen war auch abseits des Unterrichts engagiert und half, wo sie konnte. Sie selbst hatte keine Kinder und lebte seit der Scheidung von ihrem Mann, ehemaliger Trainer des Handballvereins Edelweiß Linz, in dem großen Haus, das sie von ihrer Tante geerbt hatte, alleine.

Erst im Sommer hatte sie sich einen Pool im Garten bauen lassen. Den nutzten auch ihre Eltern Gertrude (85) und Wolfgang (82)Leimlehner. Sie kamen oft zu Besuch aus Linz, wo sie in der Nähe des Bindermichl-Tunnel eine eigene Wohnung hatten.
 

,Es klang wie ein Feuerwerk‘

Augenzeuge Georg Reindold (61) wurde aus Schlaf gerissen.

ÖSTERREICH: Wie haben Sie von dem tragischen Brandunglück in Ihrer Straße erfahren?
Georg Reindold: Ich bin von lautem Knallen aufgewacht, ich wurde richtig aus dem Schlaf gerissen. Erst konnte ich mir gar nicht erklären, woher das kommt. Das klang wie Feuerwerk.

ÖSTERREICH: Was war es?
Reindold: Das waren offenbar die Dachschindeln, die wegen der Hitze zerbarsten. Ich bin aufgestanden und habe aus dem Fenster gesehen. Da sah ich dann schon die Blaulichter von der Feuerwehr und den hellen Schein des Feuers.

ÖSTERREICH: Wussten Sie gleich, wo das passiert sein muss?
Reindold: Nein, das habe ich erst später erfahren. Das ist einfach schrecklich, was da passiert ist. Die Frau Hübchen war so eine nette Frau. Auch ihre Eltern, die waren oft bei der Tochter, vor allem im Sommer.


,Keine Chance‘

Johann Leitner im ORF-Interview.

Frage: Herr Leitner, Sie haben das Feuer als Erster bemerkt und Alarm geschlagen.
Johann Leitner: Wir waren um halb zwölf noch draußen und haben das Auto in die Garage gestellt. Danach sind wir ins Bett gegangen. Auf einmal dachten wir, dass da draußen ein Feuerwerk ist, so laut knallte es plötzlich.

Frage: Was passierte danach?
Leitner: Wir sind sofort aus unseren Betten gestürzt und zu den hinteren Fenstern unseres Hauses gerannt, das direkt an das betroffene Haus angrenzt. Da war schon alles im Vollbrand.

Frage: Was haben Sie da ­gesehen?
Leitner: Wir sahen die Eternitplatten des Nachbarhauses durch die Gegend fliegen. Es war schrecklich. Wir wussten, da gibt es nichts mehr, keine Chance mehr.

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