Sahara-Geiseln

Islamist: "Regierung zahlte Lösegeld!"

Teilen

In einem Schreiben berichtet ein Al-Kaida-naher Islamist, dass im Geiseldrama schon Geld bezahlt wurde. Dennoch stocken die Verhandlungen.

Wie die Tageszeitung ÖSTERREICH in ihrer Dienstag-Ausgabe berichtet, sollen die Entführer von Andrea Kloiber und Wolfgang Ebner vor Ablauf des zweiten Ultimatums am 23. März einen Teilbetrag des Lösegeldes erhalten haben. Das berichtet die als Al-Kaida-nahe eingestufte Globale Islamische Medienfront (GIMF) in einem Schreiben, das der ÖSTERREICH-Redaktion zugespielt wurde. Daraufhin sei von den Entführern mit Frist 6. April eine Verlängerung zu einem dritten Ultimatum ausgesprochen worden.

"Verhandlungen laufen nicht wie erwartet"
"Wir wissen, dass schon Geld geflossen ist. Das war auch der Grund, warum das zweite Ultimatum verlängert wurde", heißt es in dem Schreiben, das von einem Mann namens Muhammad Omar verfasst wurde. Weiters heißt es in dem Text, der wahrscheinlich am vergangenen Sonntag verfasst wurde, dass "die Verhandlungen nicht wie erwartet laufen". Das sei möglicherweise der Grund, warum das dritte Ultimatum vom 6. April nicht mehr verlängert wurde.

Neue Forderungen unbestätigt
Auch zu der kolportierten neuen Forderungen zur Freilassung des (nicht rechtskräftig) verurteilten Terrorverdächtigen Mohamed M. nimmt die GIMF Stellung: "Diese Forderung können wir nicht bestätigen. Unsere Brüder (Anm.: Gemeint ist die Al Kaida im Islamischen Maghreb) haben Derartiges nie erwähnt", so der Verfasser des Schreibens.

Außenministerium dementiert
Das Außenministerium dementiert diese Darstellungen: "Wir können diese Botschaften nicht bestätigen", sagt Außenamts-Sprecherr Peter Launsky-Tieffenthal. Das Ultimatum vom 23. März "wurde nicht wegen Lösegelds verlängert", so Launsky-Tieffenthal. Die Verlängerung habe sich vielmehr aus den indirekt geführten Gesprächen mit der Al Kaida ergeben, allerdings ohne Ablaufdatum.

Teilzahlung
Experten halten eine Teilzahlung jedoch für möglich: „Bei der Sahara-Entführung im Jahr 2003 wurde auch bereits vor der Freilassung über Umwege Geld bezahlt“, weiß der deutsche Al-Kaida-Experte Yassin Musharbash. Für ihn wäre es „keine Sensation“, wenn Österreich ähnlich vorgehe. Allerdings steht fest: Die Regierung würde eine solche Zahlung nie zugeben.

Der Wortlaut des letzten Ultimatums, dass die Entführer von Wolfgang Ebner und Andrea Kloiber vor zwei Wochen gestellt haben:

Das zweite Ultimatum, das die Kämpfer an den Staat Österreich gerichtet haben, ist gestern Abend verstrichen. Die Bedingungen der Kämpfer bleiben gleich: Die Freilassung unserer Gefangenen im Gegenzug der Freilassung der Entführten. Wenn einige Medien etwas anderes behaupten, so ist das eine Lüge. Wir sagen der Österreichischen Öffentlichkeit und den Familien der Entführten:

Wenn Eurem Staat die Sicherheit seiner Bürger wichtig ist, und argumentiert wird, dass das letzte Ultimatum nicht ausreichend war, so geben wir Euch eine weitere wertvolle, letzte Chance, um das Leben der Entführten zu retten. Es ist ein weiteres Ultimatum für die Dauer von zwei Wochen und endet am Sonntag, 6. 4. ’08, um Mitternacht. Mit dem Ablauf dieses Ultimatums werden wir alles in unserer Macht stehende getan haben und die Länder Österreich, Tunesien und Algerien tragen allein die Verantwortung über das Leben der Entführten.

Das Öffentlichkeitskomitee der Al Kaida im Islamischen Maghreb.

Gott ist der Größte.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.