Festspiel-Direktor

Kretschmer: Schon 2. Selbstmordversuch

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Das Protokoll einer Tragödie: Fristlose Entlassung, zwei Mal Selbstmordalarm innerhalb einer Woche und die Porsche-Rückholung der Bank.

Der frühere Technische Direktor der Salzburger Festspiele, Klaus Kretschmer, befindet sich nach seinem Selbstmord-Versuch wieder auf dem Weg der Besserung. Wie ÖSTERREICH berichtete, hatte sich der 49-Jährige durch einen Sprung von der Schlachthof-Brücke das Leben nehmen wollen.

Während Kretschmer nach wie vor auf der Intensivstation des LKH Salzburg liegt, wurde Dienstag vonseiten der Festspiele Anzeige gegen ihn erstattet - samt Antrag auf Untersuchungshaft.

Prüfbericht deckt illegale Festspiel-Geldflüsse auf
Die Festspiele übergaben der Staatsanwaltschaft auch den Prüfbericht, in dem angebliche Geldf lüsse an Kretschmer und drei weitere Verdächtige aufgedeckt wurden. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Schon am Freitag, 22. Jänner, war Kretschmer von Festspiel-Direktorin Helga Rabl-Stadler entlassen worden, nachdem eine Wirtschaftsprüfung finanzielle Unregelmäßigkeiten bei den Osterfestspielen ergab. Unter Verdacht standen Kretschmer und der Geschäftsführer der Osterfestspiele, Michael Dewitte.

Die plötzliche Verwicklung in den Skandal ließ das Leben des gefeierten Direktors und Bühnenkünstlers samt luxuriöser Villa in Anthering bei Salzburg mit einem Schlag zusammenbrechen. Das Leben jenes Mannes, über den Jedermann-Star Peter Simonischek sagt: "Er war ein hervorragender technischer Leiter der Festspiele. Einer, für den galt: "Geht nicht, gibt' s nicht." Vielleicht hat er das Prinzip so verinnerlicht, dass er dann Dinge übersehen hat."

Stimmen die Anschuldigungen, hat er tatsächlich einiges "übersehen". Die Wirtschaftsprüfer werfen ihm vor, dass er, Nebeneinkünfte waren verboten, Firmen unter seiner Beteiligung Festspiel-Aufträge zugeschanzt haben soll. Er betrieb auch gemeinsam mit Tochter Claudia L. eine florierende PR-Firma.

Schon vor einer Woche erster Selbstmord-Alarm
Das alles war mit einem Schlag zerstört. Nur wenige Tage nach den Enthüllungen hatte es bereits Selbstmord-Alarm um Klaus Kretschmer gegeben, wie Helmut Naderer von der Polizei Bergheim ÖS-TERREICH gegenüber bestätigt. Kretschmer hatte einem deutschen Freund eine SMS geschickt, in der er diesen bat, sich um seine Lebensgefährtin zu kümmern. Naderer: "Der Freund machte sich Sorgen, dass Kretschmer sich was antun könnte, und verständigte uns." Die Polizei fand Kretschmer vergangenen Dienstag auf einem Parkplatz. Dieser beruhigte aber: Er hätte nur verreisen wollen.

Am Freitag holte sich die Bank Kretschmers Porsche
Doch für Kretschmer wird die Lage auch finanziell immer aussichtsloser. Symbolischer Höhepunkt: Am vergangenen Freitag schließen sich die Abschleppkrallen um seinen schwarzen Porsche Cayenne in der gut bestückten Garage. Die Bank lässt ihn beschlagnahmen.

Am Sonntag bringt der ORF Salzburg neue Enthüllungen über Kretschmer. Nach dem Beitrag passiert das Unglück. Kretschmer verlässt in der Nacht das Haus und stürzt sich von der Schlachthof-Brücke.

Die gute Nachricht: Die Ärzte sind sicher, dass er überleben wird. Die weniger gute: Möglicherweise muss er vom Krankenbett in die U-Haft wechseln

Simonischek: "Bin perplex über die Vorwürfe"

ÖSTERREICH: Wie hat Sie die Tragödie um Kretschmer getroffen?

Peter Simonischek: Ich mochte Klaus Kretschmer sehr und kenne ihn sehr gut. Ich wünsche ihm von ganzem Herzen alles Gute und dass er wieder auf die Beine kommt. Ich hoffe, dass sich die Vorwürfe als haltlos herausstellen.

ÖSTERREICH: Waren Sie überrascht vom Vorwurf?

Simonischek: Er war ein hervorragender technischer Leiter der Festspiele. Einer, der 22 Mozart-Opern technisch auf die Reihe bringt, das ist eine solche Meisterleistung. Er wurde für das Prinzip „Geht nicht, gibt’s nicht“ geschätzt. Vielleicht hat er das Prinzip so verinnerlicht, dass er dann Dinge übersehen hat. Ich war perplex vom Vorwurf. Habe ihn auch bewundert, trotz Stress gut drauf zu sein. Er hat offensichtlich diesen für ihn positiven Stress genossen.

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