Salzburger Zoo

Luchs entkommen - Kein Strom im Zaun

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Suchaktion nach Raubkatze  - Tier überwand 3,5 Meter hohen Zaun.

Bereits zum dritten Mal seit Juni ist am Sonntag im Zoo Salzburg eine Raubkatze entkommen, und zwar dieses Mal ein Luchs. "Er ist über einen dreieinhalb Meter hohen Zaun geklettert, der in der Mitte mit Strom und oben mit Überhang gesichert ist", sagte Direktorin Sabine Grebner. Das Männchen verkroch sich im Dickicht auf dem Hellbrunner Berg. Gefahr für Menschen besteht laut Grebner nicht.

Die mit Einbruch der Dunkelheit eingestellte Suche nach dem eineinhalbjährigen Tier wurde ab 6.30 Uhr wieder fortgesetzt. "Wir konzentrieren uns derzeit auf Spuren am nahen Hellbrunner Berg", so Zoosprecherin Christine Beck. "Der Luchs findet dort wegen der dichten Vegetation optimalen Deckungsraum."

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Rund 20 bis 25 mit Funkgeräten ausgestattete Helfer stehen im Einsatz und suchen Fußabdrücke vom Tier. Zootierarzt Jochen Lengger und Betriebsleiter Rupert Eckkramer seien zudem mit Betäubungsgewehren auf der Jagd nach dem Tier. Außerdem wird sich der Zoo aus dem bayerischen Nationalpark Berchtesgaden eine Kastenfalle ausborgen, in der ausgelegtes Futter den Luchs anlocken soll. "Eine Leihgabe, die bald bei uns eintreffen soll." Der kleine Hellbrunner Berg, an dessen Westabbrüchen der Zoo liegt, wird momentan nicht von der Polizei abgeriegelt. Beck ersucht Schaulustige, die Arbeiten der Helfer nicht zu stören.

Ausbruch
Eine Tierpflegerin hatte sich gerade im Gehege befunden und dieses gereinigt, als der Luchs über den Zaun flüchtete. Auch der Tierarzt stand direkt davor.

Nun ist klar, wie das Tier fliehen konnte: Im Elektrodraht des Geheges befand sich kein Strom.  "In der Nacht von Samstag auf Sonntag gab es Sturm. Dabei brachen Äste von Bäumen und kamen im hinteren Teil des Geheges auf dem Elektrodraht zu liegen. Sie haben eine Erdung hergestellt, darum war kein Strom im Draht", erklärte der deutsche Wildtierexperte und Leiter der Untersuchungskommission, Henning Wiesner. "Der Luchs hat mit seinem guten Gehör gemerkt, dass kein Saft mehr fließt, das typische Knistern war weg. Darum konnte er den Zaun schließlich hinauflaufen und sich auf der anderen Seite runterfallen lassen."

Das Tier wurde im Mai 2011 geboren und befindet sich erst seit 7. August 2012 im Zoo Salzburg. "Er ist erst dabei, die Anlage, die Pfleger und das Luchs-Weibchen kennenzulernen. Er ist noch sehr unsicher, weil er es noch nicht als sein Territorium empfindet. Er ist noch nicht der Chef hier", nennt die Tiergarten-Leiterin vermutliche Gründe für die Flucht der Katze, die eine Schulterhöhe von etwa 50 Zentimeter aufweist und 13 bis 14 Kilo wiegt. "Der Luchs ist ein heimisches Wildtier, gefährlich ist er also nicht. Aber wir hätten ihn doch gerne wieder."

Flucht auf Berg
Das Tier flüchtete vom Gehege in das Känguru-Areal und von dort auf den Hellbrunner Berg. Mitarbeiter des Tiergartens und der Berufsfeuerwehr beteiligten sich an der Einfang-Aktion. "Ich war einmal bis auf zwei Meter Entfernung dran und einmal rund fünf Meter. Das Gelände ist aber mit Unterholz derart verwachsen, dass wir keinen Betäubungspfeil abschießen konnten", sagte Grebner. Heute, Sonntag, wird noch bis zum Einbruch der Dunkelheit weitergesucht. Über Nacht wird die Suche aber vorübergehend unterbrochen.

Später sollen auch Kastenfallen aufgestellt werden, das habe aber heute noch keinen Sinn, weil das Tier nach einem ausgiebigen "Frühstück" noch keinen Hunger haben dürfte. Grebner räumte ein, dass der Luchs während der Nacht den Berg auch verlassen und sich völlig aus dem Staub machen könnte.

Zwei Mal sind in diesem Jahr bereits Raubkatzen aus ihrem Gehege in Hellbrunn ausgebüxt. Am 5. Juni rissen zwei weibliche Geparden aus, verließen das Tiergartengelände und marschierten Richtung Anif. Die Rufe der Mutter - und der Einsatz Dutzender Tierpfleger und Polizisten - hatten die beiden Ausreißer schließlich zur freiwilligen Rückkehr bewegt. Eines der beiden Tiere riss am 1. Juli neuerlich aus. Nach rund zehn Minuten konnte es wieder ins Gehege zurückgedrängt werden. Dieser Vorfall wurde erst zwei Wochen später bekannt. In der Folge wurde beschlossen, den Neubau der Geparden-Anlage vorzuziehen. Die Arbeiten sind inzwischen im Gang und werden voraussichtlich im Oktober abgeschlossen.

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