Massenverbreitung

Masernepidemie hat nun schon Wien erreicht

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Die Masernepidemie hat nun scheinbar auch Wien erreicht. Unterdessen meint die Polizei, dass es in Salzburg keine Masernpartys gegeben habe.

Die Masernepidemie breitet sich immer stärker aus. Auch in Wien gibt es nun zwei Masern-Verdachtsfälle: Laut der zuständigen Magistratsabteilung 15 leidet eine 34-jährige Wienerin, die den Osterurlaub mit ihrer Familie im Salzburger Lungau verbracht hatte, an einem masernähnlichen Hautausschlag. Dieser wird derzeit abgeklärt. Nach kurzer stationärer Behandlung in einem Wiener Spital befindet sich die Frau jetzt bereits wieder in häuslicher Pflege.

Sofortige Untersuchung eingeleitet
Auch eine 20-jährige Salzburgerin wurde zur Abklärung einer etwaigen Masernerkrankung in einem Wiener Spital aufgenommen. In beiden Fällen habe die MA 15 sofort nach Bekanntwerden die vorgesehene Umgebungsuntersuchung eingeleitet. Dies bedeutet, dass bei Personen, die mit der Erkrankten im Kontakt waren, der Impfstatus erhoben und bei Bedarf eine Impfung empfohlen wurde.

"Einzelne Verdachtsfälle"
"Bei den Erkrankten handelt es sich um einzelne Verdachtsfälle", versicherte die Leiterin der MA 15, Landessanitätsdirektorin Karin Spacek. In den Wiener Schulen werden derzeit die Schüler der 1. Schulstufe kostenlos gegen Masern geimpft. Spacek appellierte an die Erziehungsberechtigten, dieses Angebot für ihre Kinder zu nützen.

Ausweitung befürchtet
Auch in Oberösterreich befürchtet man eine neuerliche Ausweitung der Epidemie. Ein weiter Erkrankungsfall sei bekannt geworden. Alarmierend ist dabei vor allem, dass der Erkrankte während der Inkubationszeit an einem weiteren Event in Linz mit mehr als 100 Personen aus ganz Österreich teilgenommen haber. Zudem habe der Bursch einen Tag vor dem Ausbruch der Masern eine neue Arbeit angetreten. Eine Befürchtung, die nicht unberechtigt ist, denn am Nachmittag wurden gleich drei weitere Erkrankungen gemeldet.

Keine Masern-Partys
Unterdessen stellte die Polizei in Salzburg fest, dass wohl keine Masern-Partys gegeben habe. Sowohl Polizei als auch Staatsanwaltschaft meinten, dass es dafür keine Anzeichen gäbe.

Einvernahmen geplant
Um jedoch herauszufinden, wo die Krankheit ihren Ausgang genommen hat und ob jemand für die Epidemie verantwortlich gemacht werden kann, sollen mehrere Personen einvernommen werden, so zum Beispiel den Schularzt und Direktor der Waldorfschule sowie die Eltern der ersterkrankten Kinder.

Die Staatsanwaltschaft Salzburg hatte die Polizei beauftragt, Erhebungen wegen "fahrlässiger Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten" durchzuführen. Es soll geklärt werden, ob der Schularzt tatsächlich der Schulleitung und den Eltern empfohlen hat, die Kinder nicht impfen zu lassen.

Ansturm auf Labors
In Salzburg hat unterdessen ein wahrer Ansturm bei Blutlabors eingesetzt, weil sehr viele Menschen wissen wollen, ob sie gegen die Krankheit immun sind, was mit einem sogenannten Titer-Test festgestellt werden kann. In der einzigen niedergelassenen Labor-Gemeinschaft der Landeshauptstadt kamen am Donnerstag rund 300 Menschen zum Bluttest. Auch am Freitag war der Ansturm der Patienten ungebremst.

Die Feststellung, ob man gegen die Krankheit immun ist, ist nicht sofort möglich. Derzeit muss das Labor nämlich noch sämtliche Blutproben an die virologischen Labors der Spitäler in Wien, Graz, Innsbruck oder Salzburg einschicken. Denn ein Labor muss über genügend Antigene verfügen, um die Höhe der Antikörper im Blut feststellen zu können. "Masern kommen alle zehn Jahre vor", sagte Laborleiter Hans Richter. Deshalb habe man nicht alle Antigene immer parat.

Hotline überlastet
Aber auch logistisch müsse bei einem so großen Ansturm das ganze Labor umgestellt werden. Der Mediziner hoffte, dass bis Freitagmittag die Adaptierungen so weit seien, dass man vor Ort die Titer-Bestimmungen durchführen kann. Für die Patienten selbst ist der Test einfach. Es wird einfach Blut abgenommen. Die Kosten betragen rund 25 Euro.

Zwei Impfungen notwendig
Die am Mittwoch eingerichtete ärztliche Hotline sei völlig ausgelastet, meinte Klaus Kirchtag, der am Telefon die Stellung hält. "Unsere Leitungen sind laufend belegt. Die meisten Anrufer wissen nicht, dass man zwei Impfungen braucht, und fragen deshalb nach. Außerdem will die Mehrzahl Auskunft über den Preis und den dafür zuständigen Arzt haben", so Kirchtag. Die österreichischen Apotheken haben sich in jedem Fall schon gerüstet und 11.000 Dosen zusätzlichen Dosen Impfstoff bestellt.

Telefonischer Kontakt mit Arzt
"Wenn Masern-Anzeichen auftauchen, sollte man aber telefonisch Kontakt mit dem Arzt aufnehmen, bevor man auch andere damit infizieren kann", riet der Leiter des Amtes für öffentliche Ordnung, Michael Haybäck. Im Gesundheitsamt appellierte man erneut, sich impfen zu lassen. "Auch die Eltern sollen es nicht versäumen, ihren Impfstatus zu aktualisieren", so Haybäck. Vor allem für Menschen in Berufen, die ständig mit Kindern arbeiten, etwa Pädagogen oder Kindermädchen, sei dies sehr wichtig.

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