Tennengebirge

Verletzter Forscher ist gerettet

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Um 2:18 Uhr konnte er aus der Jack Daniel`s Höhle gebracht werden.

Die Rettungsaktion eines verletzten Höhlenforschers im Salzburger Tennengebirge ist geglückt: Der Pole Marek G. (27) wurde rund 48 Stunden nach seinem Sieben-Meter-Absturz in 250 Metern Tiefe der Jack Daniel's Höhle am Samstag um 2.18 Uhr von Berg- und Höhlenrettern ins Freie gebracht. Ein Bundesheer-Hubschrauber brachte ihn ins Landeskrankenhaus nach Salzburg.

Verletzter Forscher ist gerettet
© APA

(c) APA

"Der Patient ist sichtlich geschwächt, aber bei gutem Allgemeinzustand", erklärte Primar Herbert Resch, der den Polen nach dem Eintreffen ins Krankenhaus untersucht hatte, in einer Aussendung. Der 27-Jährige hat seinen Angaben zufolge leichte Unterkühlungen, ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma, linksseitige Becken- und Rippenbrüche, zahlreiche Blutergüsse und Schwellungen erlitten und befindet sich zurzeit auf der Anästhesie-Intensiv-Wachstation. Laut Spitalsprecherin Mick Weinberger musste er nicht operiert werden, wie sie am Samstag in der Früh auf Anfrage der APA sagte. Der Verletzte benötige heute noch Ruhe, erklärte sie. Für  Sonntag, um 10.30 Uhr ist ein Pressetermin in der Chirurgie West geplant.
 

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Zu dem Unfall in der Höhle kam es am Donnerstag um etwa 2.00 Uhr. Laut Alpinpolizist Herbert Burian, für die Erhebung von Höhlenunfällen zuständig, war Marek G. bei der Querung eines Schachtes ausgerutscht, und zwar genau in dem Moment, als er die Selbstsicherung für das Umhängen ausgehängt habe. Bevor er sich wieder einhängen konnte, sei der Mann ausgerutscht. "Ein Fremdverschulden trifft nicht zu. Es war keine weitere Person beteiligt", sagte der Polizist. Die Bergretter wurden am Donnerstag um 6.00 Uhr alarmiert. "Die Bergezeit dauerte 40 Stunden. Es gab keine größeren Komplikationen", erklärte Bergretter und Höhlenforscher Wolfgang Gadermayr am Samstagvormittag bei einer Pressekonferenz in Abtenau. "Ziemlich genau 48 Stunden nach dem Unfall konnte der Eingang der Höhle erreicht werden."
 

Verletzter Forscher ist gerettet
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182 Einsatzkräfte, davon 79 Höhlenretter, beteiligten sich an der Rettungsaktion. Die Bergung schritt zügig voran, hatte sich aber zum Schluss etwas verzögert, weil die Helfer aufwendige technische Umbauarbeiten an einem Flaschenzug vornehmen mussten. Die Retter gingen bis an ihre körperlichen Grenzen. Ihre Anstrengungen haben sich gelohnt. Nach der Bergung wurde der Pole um 2.40 Uhr mit einer für Nachtflüge geeigneten Alouette III, die am Stützpunkt Aigen im Ennstal stationiert war, ins Krankenhaus geflogen. Pilot und Co-Pilot verwendeten Nachtsichtbrillen. Sie mussten wegen aufkommender Nebelschwaden mehrere Runden drehen, bevor sie landen konnten, sagte Ortsfeuerwehrkommandant Markus Kronreif.

Kein Deutsch, kein Englisch

Höhlenrettungsarzt Jakob Crammer hatte den Verletzten während der zweiten Hälfte der Bergung in der Höhle begleitet und medizinisch betreut. "Der Patient war immer ansprechbar, sein Kreislauf war stabil. Er hat kein Wort Deutsch und Englisch gesprochen. Dadurch war die Kommunikation eingeschränkt", schilderte Crammer.

Fitness ohne Ende

Der Patient sei sehr durchtrainiert gewesen und habe eine außergewöhnliche körperliche und mentale Stärke mitgebracht, sagte der Arzt. "Das hat uns einsatztaktisch in die Hände gespielt. Wir konnten ihn relativ rasch mobilisieren und mit wenig Pausen transportieren." Der Pole sei nicht nur medizinisch, sondern auch psychologisch betreut worden. Gemeinsam mit den Bergetrupps habe man versucht, ihn bei Laune zu halten, erzählte der Höhlenrettungsarzt. Als sie den Eingang der Höhle erreicht hatten, "hat man gemerkt, dass er glücklich war, heraußen zu sein, so sehr er auch ein motivierter Höhlenforscher ist. Das war ein schöner Moment."

22 Stunden

Der Patiententransport in der Höhle dauerte insgesamt 22 Stunden und 50 Minuten, wie Höhlenretter Christian Roither erklärte. Für den Rettungseinsatz seien drei Tonnen Material auf den Berg gebracht worden, teils mit Körperkraft, teils mithilfe eines Polizeihubschraubers. Insgesamt wurden 52 Hubschrauberflüge gezählt. "2,5 Tonnen sind noch oben im Zelt gelagert", sagte Roither. Diese Gegenstände müssen noch vom Berg geholt werden.

Zahlt Versicherung?

Über die Kosten der Bergung konnte der Bürgermeister von Abtenau, Johann Schnitzhofer (ÖVP), noch keine Angaben machen. Die Gemeinde als zuständige Behörde werde die Kosten zusammenstellen. "Einen gewissen Teil wird die Gemeinde zu tragen haben", sagte der Bürgermeister, der sich bei allen beteiligten Einsatzorganisationen und allen ehrenamtlichen Helfern für die gute Zusammenarbeit bedankte. Gerhard Zehentner vom Salzburger Landesverein für Höhlenkunde ging davon aus, dass Marek G. versichert ist. "Die polnischen Kollegen sind über polnische Alpinverbände sehr gut organisiert."


 
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