Kurioser Coup

64-Jähriger überfiel Bank aus Liebe

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Der Mann überfiel seine BAWAG-Filiale. Das Geld brauchte er für einen Spezialisten.

Dieser Mann überraschte mit seinem Coup als ältester Bankräuber Österreichs alle: zu allererst sicher seine geliebte Lebensgefährtin Verena (73) in der Seniorenpension Hohenburg – sofern die Frau, die Multiple Sklerose im letzten Stadium hat, überhaupt ansprechbar ist.

Zunächst verblüffte Karlheinz F. (64) Montag um 10.30 Uhr jedoch die Bankangestellten, der BAWAG am Joanneumring, als der blasse Steirer mit den Krankenkassa-Brillen und der kleinkarierten Schiebermütze, der sich geduldig in der Warteschlange angestellt hatte, plötzlich eine Pistole zückte und "Überfall!“ sagte.

Raubergasse
Die Kassenkraft dachte an einen Scherz und reagierte zuerst gar nicht, also fügte Karlheinz F. hinzu: "Ich meine das ernst.“ Mit ein paar Tausend Euro gelang ihm vorerst die Flucht. Der betagte Räuber schlurfte – nomen est omen – in die Raubergasse und tauchte in einem Amtshaus unter.

Die Überraschung hatten diesmal jene Grazer, die sich soeben für Massen-Impfung gegen die Schweinegrippe anstellten. Plötzlich räumte die Polizei das Gebäude und zeigte das ausgedruckte Foto des Verdächtigen aus der Überwachungskamera der BAWAG herum.

Ex-Postler
Einer muss Karlheinz F., der im Trubel davongehatscht war und seelenruhig mit dem Bus vom Griesplatz Richtung Voitsberg fuhr, erkannt haben; immerhin war er der 64-Jährige einst Postler in Graz gewesen.

Jedenfalls machte sich nun die Kripo ihrerseits auf den Weg ins 30 Kilometer entfernte St. Johann ob Hohenburg in die dortige Seniorenpension. Und hier staunte nun wirklich das ganze Haus inklusive der Polizisten, die Karlheinz F. in seinem Zweibett-Zimmer befragten: "Woar’n Sie das heute Vormittag?“

Geständig
„Ja, na und. Ich hob’s hoit g’mocht. Hätt’ auch guat geh’n können.“ Die Waffe – eine Astra 635 – und die Beute wurden im versperrbaren Möbel-Tresor sichergestellt.

Abgeführt
Österreichs ältester Bankräuber – für den die Unschuldsvermutung gilt – wurde abgeführt und ins Landeskriminalamt gebracht. Dort tischte der alte Mann, der unter einer unheilbaren Nierenerkrankung leidet, seine Beweggründe für den Coup auf:

Schöne Stunden
Demnach benötigte er das Geld, um seiner Verena eine Spezialbehandlung zukommen zu lassen; wobei ihm nicht mehr bewusst sein dürfte, dass die Ärzte (so die Heimleitung) gar nichts mehr für sie tun können. Als die Beamten ihn damit konfrontieren wollten, sprach Karlheinz F. nur noch von seiner großen Liebe – die beiden waren kinderlos geblieben –, und dass er ihr noch ein paar schöne Stunden verschaffen wollte. Sosehr die Ermittler auch Mitleid haben mochten, ein Bankraub bleibt – aus welchen Motiven auch immer – ein Strafdelikt. Der 64-Jährige wurde in die Justiz nach Graz-Jakomini überstellt.

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