Prozess

Alen R.: Zeugen schildern Horror-Fahrt

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Die Schilderungen der Zeugen sind immer noch geprägt von Fassungslosigkeit, einige kämpften mit den Tränen.

Am Donnerstag ist im Grazer Straflandesgericht der Prozess gegen Alen R. fortgesetzt worden. Er soll im Juni 2015 bei seiner Amokfahrt durch die Grazer Innenstadt drei Menschen getötet und Dutzende verletzt haben. Am dritten Verhandlungstag schilderten erneut Zeugen, wie sie die Wahnsinnsfahrt aus nächster Nähe erlebt haben. "Ich habe gedacht, ich bin in einem Hollywoodfilm", sagte ein Befragter.

Alen R. (27) war mit seinem Geländewagen unter anderem durch die Fußgängerzone in der Innenstadt gerast. Die Schilderungen der Zeugen sind immer noch geprägt von Fassungslosigkeit, einige kämpften mit den Tränen, manche fühlten sich außerstande, im Gericht zu erscheinen.

Gezittert

Eine Frau erzählte, wie sie an diesem 20. Juni in der Hamerlinggasse unterwegs war und sah, dass ein anderer Radler von dem SUV angefahren wurde. Sie selbst konnte sich vor einem Geschäft in Sicherheit bringen, ihr Rad wurde aber noch gestreift: "Ich wollte den Fahrradständer betätigen, da habe ich gemerkt, dass er weg war, so nahe ist er an mich herangekommen." Sie wollte die Rettung verständigen "aber ich habe so gezittert, dass ich nicht telefonieren konnte", beschrieb sie. "Hatten Sie das Gefühl, er hat sie anvisiert?, wollte Richter Andreas Rom wissen. "Ja, schon."

"Ich habe plötzlich einen lauten Klescher gehört und habe einen Satz auf die Seite gemacht", erinnerte sich eine Frau. Dann vernahm sie "ganz arges Schreien, ich hab' sofort gewusst, da ist etwas Fürchterliches passiert." Obwohl sie selbst unverletzt blieb, hat das Geschehen Spuren hinterlassen: "Ich kann heute noch fast nicht die Herrengasse hinunter gehen, ich gehe immer der Mauer entlang".

Immer wieder Tränen

Eine junge Zeugin konnte vor lauter Aufregung fast nicht sprechen und weinte immer wieder. Sie erzählte, dass sie mit ihrem Freund durch die Herrengasse spazierte, als der Wagen um die Ecke schoss und sie noch am Fuß erwischte. Sie musste bis Ende 2015 im Rollstuhl sitzen, dann folgte noch Krankenstand bis Mai. Jetzt muss sie eine Umschulung machen, da sie ihren Beruf als Reinigungskraft nicht mehr ausüben kann, sie hat immer noch Schmerzen.

"Ich habe geglaubt, ich bin in einem Hollywoodfilm, es war wie eine Verfolgungsjagd", meinte ein anderer Zeuge. Übereinstimmend berichteten die meisten, dass der Wagen mit mindestens 50 bis 60 km/h daher gekommen sei, in der Herrengasse soll er nochmals etwas beschleunigt haben.

Obwohl Alen R. bisher immer betonte, er könne sich an die Fahrt nicht erinnern, wusste er doch, dass er in der Stubenberggasse gewendet hatte: "Eine Sackstraße, da war eine Baustelle", sagte er ganz konkret.

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