Steiermark

Drei Verletzte nach Explosion in Sprengstoffwerk

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Schwerer Unfall in steirischem Sprengstoffwerk: Beim Aufbereiten von Gelatine-Donarit kam es zu einer Explosion. Drei Menschen wurden verletzt.

Bei einer Explosion in der Gelatine-Aufbereitungsanlage der Sprengstofffabrik St. Lambrecht sind am Dienstagnachmittag mehrere Personen zum Teil schwer verletzt worden. Zwei Beschäftigte galten als vermisst: Es war unklar, ob sie unter den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes liegen oder zum Zeitpunkt des Unglücks gar nicht anwesend waren. Die unübersichtliche Informationslage hatte zunächst dazu geführt, dass von den Einsatzorganisationen zwei Tote gemeldet worden waren.

Gebäude in Schutt und Asche
Die Explosion hatte ein etwas von den Hauptgebäuden entfernt gelegenes Objekt, in der in einer Mischanlage Gelatine-Donarit hergestellt bzw. aufbereitet wurde, in Schutt und Asche gelegt. Von den Rettungskräften wurden zwei Schwerverletzte geborgen und mit zwei Rettungshubschraubern ins LKH Klagenfurt geflogen. Sie haben Explosionstraumata erlitten. Ein weiterer Verletzter wurde mit der Rettung ins KH Friesach gebracht. Nach den Worten des RK-Einsatzleiters Hubert Bacher seien außerdem fünf Leichtverletzte versorgt worden. Zur Betreuung der Angehörigen war ein Kriseninterventionsteam vor Ort. Das Werksgelände wurde großräumig abgesperrt und war nur für die Einsatzkräfte zugänglich.

Die Explosion war um 14.40 Uhr passiert. Ein Augen- bzw. Ohrenzeuge war der Bürgermeister von St. Lambrecht, Johann Pirer. Er war im Büro, als die Explosion auch den zwei Kilometer entfernt gelegenen Ort erschütterte: "Ich bin aufgesprungen und zum Fenster gelaufen. Über dem Werk ist ein Rauchpilz gestanden".

"Tut es gewittern?"
In einem Gasthaus saßen Bewohner an der Schank zusammen: Bedrückende Stille zuerst, dann begann man langsam, über das Unglück zu simulieren. "Ich hab einen Klescher gehört. Dann hab ich es schon gesehen", berichtete ein Mann. "'Tut es gewittern?' hat mich das Enkerl gefragt."

"Ich bin beim Mittagessen gesessen", sagte einer der Gäste. "Als ich den Knall gehört hab, hab ich beim Fenster rausgeschaut und gesehen, dass alles explodiert ist." Ein anderer zeichnete einen imaginären Atompilz in die Luft: "So hat sich die Staubwolke ausgebreitet." Die Hausfenster auf einer Seite seien durch die Druckwelle zerborsten, erzählte einer. "Die Welle hat bis in die Siedlungen hintergedrückt."

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© oe24

(c) APA

Auch über den Unfallhergang machte man sich Gedanken: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es beim Mischraum gewesen ist", meinte ein Mann. Ein Bewohner dürfte offenbar in der Fabrik gearbeitet haben: "Ich bin in den Raum nie gerne hinein gegangen." Es habe schon andere gefährliche Situationen gegeben, bei denen einige der Arbeiter "käsebleich" aus dem Gebäude kamen, so ein anderer. Dann meldete sich eine Frau zu Wort: "Erst, wenn wieder was passiert, merkt man, wie gefährlich die Arbeit ist." Und als einige der Bewohner das Gasthaus verließen, läuteten gerade die Kirchenglocken.

Letzter Unfall im Jahr 2006
In dem obersteirischen Sprengstoffwerk, das seit 2003 der Austin Powder/ Cleveland gehört, hat es schon wiederholt Unglücksfälle gegeben, zuletzt vor ziemlich genau zwei Jahren. Damals, am 22. März 2006, war es glücklicherweise bei Sachschaden geblieben. Im Dezember 1995 waren ein Mann getötet und ein weiterer schwer verletzt worden, als eine Panzermine hochging.

Das Werk in St. Lambrecht war von Austin Powder mit rund 150 Mitarbeitern übernommen worden. Die Betriebsstätte in der Obersteiermark war vom ältesten österreichischen Sprengstoffhersteller Dynamit Nobel gegründet, der hier seit 1871 industrielle Sprengstoffe aller Art herstellte. Zwischenzeitlich gehörte der Betrieb auch zur Industriegruppe des Pleitegegangenen steirischen Unternehmers Emmerich Assmann. Das US-Unternehmen produziert hier gelatinöse, Emulsions- und ANFO-Sprengstoffe (Ammonium Nitrate/ Fuel Oil - bestehen im einfachsten Fall aus 94,5Prozent Ammonsalpeter und 5,5 Prozent Heizöl und gehören zur Gruppe der ANC-Sprengstoffe).

Weltweit älteste Sprengmittelfirma
Die in Privatbesitz stehende Austin Powder wurde 1833 in Cleveland, Ohio, gegründet und ist nach eigenen Angaben die weltweit älteste Sprengmittelfirma.

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