Das Landesgericht Leoben ist am Dienstag die Bühne eines spektakulären Prozesses. Der Konstrukteur einer tödlichen Steinfalle ist angeklagt.
Vor Richter Peter Wilhelm steht ein 69-jähriger Liezener, der unliebsame Höhlenforschern im August 2008 eine mörderische Falle gestellt hat. Zehn bis zu vier Kilogramm schwere Steine waren mit einem Seil verbunden und hätten sich beim Aufstieg gelöst. Zum Glück entdeckte Alpinist Robert Seebacher beim Abstieg zufällig die Falle und entschärfte sie.
Thriller
Jetzt wird der Pensionist, der „seine“ Dachstein-Höhle
vor der Forschergruppe rund um Seebacher beschützen wollte, wegen versuchter
schwerer Körperverletzung angeklagt. Dazu kommen Sachbeschädigung (am Auto
eines Forschers) und gefährliche Drohung. Dem pensionierten Landwirt drohen
bis zu drei Jahre Haft. Begonnen hat die Expedition der acht Bergfexe noch
harmlos: mit Schlechtwetter. Nachzulesen im Internet-Tagebuch von Seebacher,
einem erfahrenen Alpinpolizisten. Dann aber nimmt der Dachstein-Thriller
seinen Lauf.
Beschimpft
Die Gruppe erfährt vom Hüttenwirt, dass jemand eine
gesuchte Höhle bereits aufgesucht hat. Seebacher erreicht den Mann und
erklärt ihm, die Höhe vermessen zu wollen. Da „entartet das Gespräch
plötzlich. Er beschimpft uns“. Die Forscher lassen sich freilich nicht
entmutigen und machen weiter. Am 26. August „können wir eine Person
beobachten, die in Richtung unserer Abseilpiste geht“, schreibt Seebacher.
Man verliert den Mann aber aus den Augen. Nach einem Sonnenbad „gehen wir
erst gegen 15 Uhr zur Abseilpiste.“
Die Falle
Dabei „entdeckte ich eine merkwürdige Konstruktion. Das
Seil läuft durch eine Art Steinfalle. Würde das Seil von unten belastet,
wäre die Konstruktion auf das Forschungsteam gestürzt.“ So aber
fotografiert der Ermittler die Falle, baut sie ab und erstattet Anzeige.
„Gott sei Dank wurde die hinterhältige Konstruktion entschärft.“ Bis
auf einen zerkratzten Pkw endet das Abenteuer ohne weitere Zwischenfälle. Im
September fasst die Polizei den Fallensteller.