Prozess in Innsbruck

Milde Strafe für "Salsa-Schlepper"

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145 Kubaner wurden geschleppt. Sieben Angeklagte sind schuldig.

Der größte Schlepperprozess, den Tirol je gesehen hat, ist zu Ende: Er endete für die insgesamt sieben Angeklagten mit Schuldsprüchen: Es setzte vier Gefängnisstrafen zwischen fünf Monaten und zwei Jahren sowie drei Geldstrafen von 300, 600 und 800 Euro. Nicht rechtskräftig.

Gefälscht
Vor fünf Jahren wollten 145 bettelarme Kubaner nach Österreich: Dafür brauchte jeder eine Verpflichtungserklärung eines Tirolers, der offiziell versprach, für sie zu sorgen. Diese Gelegenheit ließ sich eine Tiroler Kubaner-Gang nicht entgehen: Vermeintliche Einlader mit überschaubarem Rechtsverständnis und akuten Geldnöten waren rasch gefunden, die für 500 Euro (!) pro Unterschrift eine solche getürkte Erklärung abgaben. Weiters wurden auch Visa und Urkunden gefälscht. Auch ein Innsbrucker Arzt hat eifrig mitgewerkt.

Horrende Summen
Die Kubaner bezahlten für diese Dienste Schlepperlöhne bis zu 8.000 Euro. Bei einem Durchschnittseinkommen eines Kubaners von 15 Euro pro Monat eine satte Summe. Staatsanwältin Barbara Linder ging mit den Angeklagten, fünf Tiroler und zwei Kubanerinnen, deshalb scharf ins Gericht: "Keiner ist davor zurückgeschreckt, zu täuschen und andere hinters Licht zu führen."

Applaus der Angeklagten
Anwalt Michael Kramer wollte dann in seinem einstündigen (!) Schlussplädoyer beweisen, dass alle sieben ja gar nicht gewusst hätten, dass sie Strafbares getan haben. Standing Ovations der Angeklagten und deren Handvoll Begleiter im Schwurgerichtssaal waren die Folge. Für Richter Andreas Mair stand bei der Urteilsverkündung um 15.30 Uhr jedoch fest: "Das alles war eine Geldbeschaffungsaktion!"

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