Sack über Kopf

Psychiatrie-Patientin wollte Buben töten

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Dramatische Szenen haben sich offenbar am vergangenen Dienstag in der Innsbrucker Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik abgespielt.

Dramatische Szenen haben sich offenbar am vergangenen Dienstag in der Innsbrucker Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik abgespielt. Wie am Freitag bekannt wurde, hatte eine 16-Jährige versucht, einen siebenjährigen Mitpatienten zu töten. Das Mädchen hatte dem schlafenden Buben einen Plastiksack übergestülpt. Das Kind überstand den Zwischenfall unverletzt. Die Tragweite des Vorfalles war erst am Mittwoch erkannt worden, eine Ärztin hatte in der Früh die Exekutive verständigt.

Unklares Geschehen
Unklar war vorerst, ob der Bub durch das Gezerre an seinem Kopf munter wurde und sich den Plastiksack selbst vom Kopf riss. Möglich sei auch, dass die Täterin selbst die Tragweite ihrer Handlung erkannt und ihr Opfer befreit habe. Die 16-Jährige befand sich mittlerweile über richterlichen Auftrag in Untersuchungshaft. Am Donnerstag fand die erste Einvernahme durch Experten des Landeskriminalamts für Tirol statt.

Misshandelte Hund einer Nachbarin
Die Täterin sei psychisch angeschlagen, hieß es. Vor etwa zehn Tagen soll die 16-jährige den Hund einer Nachbarin schwer misshandelt haben - und dabei ähnlich vorgegangen sein wie in der Klinik. Sie soll dabei dem Tier einen Sack über den Kopf gezogen und dann zugeschlagen bzw. -getreten haben. Dabei zertrümmerte sie die Kieferknochen des Hundes mehrfach, weshalb das Tier eingeschläfert werden musste.

Vorfall selbst wurde von niemandem beobachtet
Nach Darstellung der ärztlichen Leitung der Universitätsklinik habe das Pflegepersonal gegen 20.00 Uhr bemerkt, dass offensichtlich die 16-Jährige dem Buben zunächst eine Lotion ins Gesicht geschmiert und dann den Müllsack über das Gesicht gestülpt habe. Der Vorfall selbst sei von niemandem beobachtet worden. Der Bub habe offensichtlich schon geschlafen, wurde aufgeweckt und wandte sich wegen "des pickenden Zeuges" in seinem Gesicht an das Pflegepersonal. Nachdem sein Gesicht sauber gemacht worden war, ging er wieder ins Bett und schlief gleich wieder.

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Die Dienst habende Ärztin wurde informiert und befragte das Mädchen zum Vorfall. Dieses bestritt das Geschehen nicht, stellte ihre Handlungen aber so verharmlosend dar, dass kein weiterer Handlungsbedarf seitens der Ärztin geboten schien. Zur Beruhigung wurde das Mädchen mit einem Medikament in Schlaf versetzt.

Erst am nächsten Tag Tragweite erkannt
Am nächsten Morgen sei nach genauerer Befragung des Buben und neuerlicher Befragung des Mädchens sowie dem Recherchieren der Detailumstände dem Stationspersonal klar geworden, dass es sich um eine Ernstzunehmende Attacke gehandelt habe.

Beim Plastiksack handle es sich um einen handelsüblichen Haushaltsmüllsack, wie er auf der Station verwendet werde. Das Klebeband sei ein ebenfalls handelsübliches schmales Produkt, wie es für kleinere Basteleien oder im Büro verwendet wird.

Wegen aggressiver Auffälligkeiten stationär aufgenommen
Das Mädchen war in der Zeit vor dem Vorfall einige Tage wegen aggressiver Auffälligkeiten stationär aufgenommen gewesen. Nach erfolgreicher Therapie konnte es das Wochenende vor dem Vorfall bei seiner Familie verbringen. Am Sonntagabend vor dem Vorfall wurde es von ihrer Familie wieder zur weiterführenden stationären Behandlung an die Klinik gebracht. Zum Zeitpunkt des Vorfalles habe aus medizinischer Sicht keine Anzeichen eines akuten Gefährdungspotenziales beim Mädchen bestanden.

Chefermittler Walter Pupp vom Landeskriminalamt hielt sich am Freitag über die ersten Einvernahmen bedeckt. Es sei Sache des Gerichtes, über einen Sachverständigen die Zurechnungsfähigkeit der Verhafteten zu überprüfen, sagte er. Die Ermittlungen seien noch im Laufen.

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