Wunder von Tirol

Querschnittgelähmte kann gehen

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Maria (10) war gelähmt, ihr Rücken entstellt. Heimische Ärzte waren die einzigen, die sich die Operation zutrauten – und das Kind retteten.

Es war eine Weltpremiere: Zwei heimische Top-Chirurgen schafften das Unmögliche; nie zuvor traute sich ein Arzt, diese Operation durchzuführen. Die Ärzte heilten die Querschnittlähmung eines 10-jährigen Mädchens. Maria kann heute wieder gehen, spielen und lachen. Es ist das Wunder von Tirol.

Hundebandwurm zerstörte Marias Wirbelsäule völlig
Die Leidensgeschichte Marias begann im Winter 2005. Sie spielte in ihrem Heimatland Bulgarien im Schnee, als sie plötzlich starke Rückenschmerzen bekam. Diagnose: Hundebandwurm. Übertragen wird die Infektion über Hundekot oder kontaminiertes Wasser. Die Würmer setzen sich in der Wirbelsäule fest und zerstören den Knochen.

Maria ging es immer schlechter. Obwohl bulgarische Ärzte mehrmals operierten, konnten sie den Zerfall der Wirbelsäule nicht stoppen. Maria bekam durch das Einknicken der Wirbelsäule einen riesigen Buckel am Rücken.

Es kam noch schlimmer: Die Krümmung klemmte Marias Nerven ein, sie konnte nicht mehr gehen.

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© ORF Tirol

(c) ORF Tirol

Maria drohte der Tod, sollte nicht bald eine Operation ihr Rückgrat retten. Doch eine europaweite Suche blieb ergebnislos – kein Chirurg traute sich diese lebensgefährliche Operation zu. Schließlich fanden sich zwei Fachärzte aus Österreich. Der Neurochirurg Michael Gabl und der Orthopäde Christian Bach (siehe Interview) wollten Maria helfen, ein normales Leben zu führen. Zwölf Stunden lang operierte das Topärzteteam in Innsbruck.

Gestern, nach einer langen Genesungsphase, war Maria für eine Nachuntersuchung wieder in Österreich. Es waren rührende Szenen, als Maria alleine den Gang im fünften Stock der Chirurgie entlangging. Sie setzte sich auf ihr Krankenbett. Diesmal mit einem Lachen auf dem Gesicht.

Die Untersuchung ergab: Maria ist total genesen, ihr Körper funktioniert optimal. Per Dolmetscher sprach Maria gestern mit ihren Rettern: „Endlich kann ich das machen, was mir Spaß macht: Rad fahren, schwimmen, laufen. Ich sage vielmals Danke!“

Dann flog sie zurück in ihre Heimat Bulgarien – erstmals ohne Rollstuhl …

"Mädchen hätte sterben können"
ÖSTERREICH:
Wie verlief die Operation genau?
Christian Bach: Die Wirbelsäule des Mädchens war durch die Infektion völlig zerstört. Bei drei Operationen in Bulgarien wurde versucht, die betroffenen Wirbel zu entfernen. Doch es ist den Ärzten nicht gelungen, die Wirbelsäule zu stabilisieren. Über die Jahre ist es dadurch zu einem Buckel gekommen. Wir mussten das Mädchen von hinten aufschneiden. Dann mussten wir mehrere Rippen entfernen und die betroffenen Wirbelkörper rausnehmen. Dafür mussten wir die Wirbelsäule komplett durchtrennen. Nach dem musste die Wirbelsäule wieder gerade aufgerichtet werden mit Schrauben und Stäben.
ÖSTERREICH: Wie gefährlich war dieses Vorhaben?
Bach: Das war eine höchst gefährliche Operation. Wir mussten direkt am freigelegten Rückenmark operieren. Außerdem war die Infektion höchst aktiv. Das Mädchen hatte mehrere zentimetergroße Zysten. Die waren direkt im Operationsgebiet. Im schlimmsten Fall hätte das Mädchen bei der Operation sterben können. Wenn eine Zyste aufgeplatzt wäre, würde der Körper so einen Schock bekommen, dass sie sterben hätte können.

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