Bub erschlagen und geflüchtet

Europa jagt mutmaßlichen Kindsmörder

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Der Verdächtige ist auf der Flucht, die Polizei fahndet international.

Die Fahndung nach jenem Mann, der für den Tod eines dreijährigen Buben aus Bregenz verantwortlich sein soll, läuft europaweit auf Hochtouren. Im gesamten Schengen-Raum wird nach dem 25-jährigen Serben Miloslav Maletic gesucht.

Versteckt sich der Täter in der Schweiz?
Derzeit fehlt vom Verdächtigen allerdings noch jede Spur, die Ermittler vermuten ihn in der Schweiz. Der Beschäftigungslose ist kein unbeschriebenes Blatt: „Maletic ist uns wegen Körperverletzung, Widerstand gegen die Staatsgewalt und gefährlicher Drohung aufgefallen“, sagt ein Polizist. 

Der Bruder des dreijährigen getöteten Kindes, der die Tat vermutlich mitangesehen hat, und die schwer unter Schock stehende Mutter der Geschwister werden weiter im Landeskrankenhaus Bregenz betreut. Der Sechsjährige sei nicht schwer verletzt, er weise laut dem behandelnden Arzt aber Spuren von früheren Misshandlungen auf. Auch die Mutter befinde sich im Spital, sie bedürfe weiter psychologischer Betreuung.

Bluttat in Bregenz
Am Samstag, kurz vor 20 Uhr, waren Notarzt und Polizei in die Laimgrubengasse nach Bregenz-Vorkloster gerufen worden. Laut einem Bericht der "Vorarlberger Nachrichten" gab der verdächtige 25-Jährige, der den Buben zu Tode geprügelt haben soll, bei seinem Notruf an, das Kind atme nicht mehr. Als Grund nannte er einen Sturz des Kleinen über Stiegen. In der Wohnung fanden sie den dreijährigen Cain zusammengekrümmt und regungslos am Boden.

Sofort begannen die Sanitäter mit der Reanimation, doch Cain starb in ihren Händen. Schockierend: Auch Cains 6-jähriger Bruder weist zahlreiche Verletzungen auf. Chefermittler Norbert Schwendinger zu ÖSTERREICH: „So eine abscheuliche Tat habe ich in meiner langen Karriere noch nie erlebt.“

Freund der Mutter flüchtete
Als Cain nicht mehr zu retten war, flüchtete Maletic - der Freund der Mutter - überstürzt aus der Wohnung. Er hat die Mutter um 16 Uhr zur Arbeit gebracht (sie jobbt in der Gastronomie) und dann auf die Kinder aufgepasst.

Um 19.20 Uhr soll Maletic dann selbst den Notruf gewählt haben. Der Verdacht: Maletic, ein polizeibekannter Gewalttäter, soll den kleinen Cain zu Tode geprügelt haben. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Laut einem Bericht der "Vorarlberger Nachrichten" gab der Verdächtige bei seinem Notruf an, das Kind atme nicht mehr. Als Grund nannte er einen Sturz des Kleinen über Stiegen.

Der Leichnam von Cain wird am Montag obduziert, um die Todesursache festzustellen. Ergebnisse werden erst für Montagabend erwartet.

Jugendwohlfahrt: Keine Hinweise auf Misshandlung
Die Jugendwohlfahrt in Bregenz hatte nach eigenen Angaben keine Hinweise auf eine Misshandlung des getöteten Dreijährigen sowie dessen Bruder und Mutter. Bei keiner der Kontaktaufnahmen habe etwas auf einen solchen Vorfall hingedeutet, erklärte Bezirkshauptmann Elmar Zech am Montagnachmittag. "Auch von anderer Seite wurden keine entsprechenden Hinweise an die Jugendwohlfahrt herangetragen", betonte Zech.

Ermahnung am Telefon

Im Juli 2010 habe man einen einzigen Hinweis erhalten, dass die Kinder vernachlässigt bzw. nicht ausreichend beaufsichtigt wurden. Man habe einen Polizeibericht übermittelt bekommen, dass der ältere Sohn der Frau vom Balkon auf das Dach gestiegen war, so Grabher. Nach Rücksprache mit der Frau seien keine weiteren Maßnahmen für nötig befunden worden - In einem Telefonat wurde sie ermahnt, besser auf die Kinder aufzupassen. Grabher dazu: Man erhalte bei der Jugendwohlfahrt häufig Meldungen, dass selbst Kleinkinder nicht ausreichend betreut würden. Wenn sich entsprechende Hinweise aber nicht verdichten, belasse man es bei einer Abklärung.

Anruferin beklagt Kontakt der Mutter zur Drogenszene

Ende August 2010 und erneut im Dezember 2010 erhielt die Jugendwohlfahrt Anrufe aus dem privaten Umfeld der Mutter mit dem Fokus auf finanzielle Angelegenheiten. Die Anruferin beklagte dabei auch, dass die Frau mit einem Mann aus der Drogenszene in Kontakt stand. Sie befürchtete offenbar eine Gefährdung der Mutter. Da es keine Andeutungen auf Gewalt gegeben habe, sah die Jugendwohlfahrt keinen Handlungsbedarf: "Es gab es keinerlei Hinweise auf einen Missbrauch der Mutter oder der Kinder, dass das Kindeswohl gefährdet ist. Wir hatten die Informationen, die jetzt vorliegen, nicht", betonte Grabher. Der 25-Jährige und die Mutter waren seit etwa einem halben Jahr ein Paar, der letzte Besuch eines Betreuers in der Familie sei noch in der Zeit davor erfolgt.

Jugendamt ohne Erklärung
Dass niemandem die Misshandlung der Kinder auffiel, kann sich der Jugendwohlfahrtsleiter nicht erklären: "Nach menschlichem Ermessen muss man sagen, es wird sichtbar, wenn misshandelt wird." Die erste Sorge gelte nun dem Bruder des getöteten Kindes und der Mutter. "Wir werden alles unternehmen, um den Betroffenen bei der Bewältigung des Geschehens zu helfen", betonte er. Gerade der Sechsjährige, der die Tat vermutlich mitansehen musste, werde viel Unterstützung brauchen. Wie es mit der Familie weitergehe, könne er derzeit noch nicht sagen.

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